Meine Brust schmerzt, muss ich mir Sorgen machen?
Fast alle Frauen kennen das: Plötzlich spannt die Brust, sie fühlt sich unglaublich schwer an, und Berührungen sind mitunter unerträglich. Woran das liegen kann, erklärt Professorin Marion Kiechle
Die gute Nachricht zuerst: meistens nicht. Das macht es aber nicht angenehmer. Wie es zu Druck und Spannen kommt, was dagegen hilft und wann man sich lieber ärztlich beraten lässt, erfahren Sie hier
In den allermeisten Fällen ist die Ursache harmlos, insbesondere dann, wenn die Beschwerden auf beiden Seiten und zyklusabhängig auftreten. 70 Prozent aller Frauen sind mehr oder weniger von schmerzhaften Brüsten betroffen, die im Fachjargon als Mastodynie oder Mastalgie bezeichnet werden. Die häufigste Ursache ist ein Ungleichgewicht zwischen den Hormonen Östrogen und Gestagen. Dies kann während des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft oder auch zu Beginn der Wechseljahre auftreten. Aber auch hormonelle Therapien wie die Antibabypille oder eine Behandlung in der Menopause können zu prallen und – weniger angenehm – schmerzhaften Brüsten führen.
Die Reaktion ist individuell
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Brust auf weibliche Sexualhormone reagiert. Sie werden beim Eintreten einer Schwangerschaft in hohen Mengen gebildet und stellen dadurch die Milchproduktion sicher. Unter dem Einfluss des Östrogens kommt es zum Wachstum gepaart mit einer gesteigerten Durchblutung des Brustgewebes. Progesteron programmiert die Drüsenzellen. Im Menstruationszyklus kann es nach dem Eisprung durch das Schrumpfen des Gelbkörpers zu einem relativen Progesteronmangel kommen. Damit überwiegt Östrogen, was zur Durchblutungssteigerung der Brust führt, gefolgt von vermehrten Wasseransammlungen im Gewebe und damit Schweregefühl und Schmerzen. Wie stark eine Frau auf eine hormonelle Veränderung reagiert, ist sehr individuell.
Was Linderung verschafft
Linderung verschaffen das Tragen eines Sport-BHs, Kühlung und leichte Schmerzmittel. Auch eine Therapie mit der Heilpflanze Mönchspfeffer kann die Hormonbalance wieder herstellen. Der relative Gelbkörperhormon-Mangel kann durch das Auftragen von Progesteron-Gel oder die Einnahme von Progesteron-Tabletten in der zweiten Zyklushälfte ausgeglichen werden.
Weniger häufig kommen nicht hormonell oder zyklusbedingte Brustschmerzen vor. Diese treten eher einseitig auf und beruhen in erster Linie auf gutartigen Brusterkrankungen. Hierzu zählen beispielsweise flüssigkeitsgefüllte Drüsenbläschen (Zysten), Narben, gutartige Gewebeveränderungen (Fibroadenome, Mastopathien) oder auch Entzündungen der Brust. Allerdings kann in seltenen Fällen auch eine Brustkrebserkrankung mit Schmerzen verbunden sein. Daher ist bei anhaltenden Brustschmerzen ein Arztbesuch unerlässlich: lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.
Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.