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Ideen auf dem Kopf: Der legendäre Hut-Designer Stephen Jones

Ein Interview von Silvia Ihring
5 Dez. 2024

Backstage: Für Max Maras Resort-Kollektion "Venetia", die im Dogenpalast präsentiert wurde, entwarf der legendäre Hutmacher Turbane. (Foto: Max Mara)
Backstage: Für Max Maras Resort-Kollektion "Venetia", die im Dogenpalast präsentiert wurde, entwarf der legendäre Hutmacher Turbane. (Foto: Max Mara)

Seit Jahrzehnten entwirft der Brite Stephen Jones extravagante Hüte für Superstars und  Super-Designer. Ein Gespräch darüber, wie ein einziges Accessoire einen Look komplett verwandelt – und über das modische Erbe von Königin Elisabeth II.

Mr. Jones, Sie haben Hüte für die aktuelle Cruise-Kollektion von Max Mara entworfen. Kannten Sie Chef-Designer Ian Griffiths bereits?

"Tatsächlich kennen wir uns schon seit den 80er-Jahren, aber wir haben vorher nie miteinander gearbeitet. Ich bin schon etwas älter als er, Ian studierte am Central Saint Martins College, und ich hatte da bereits mein Label gegründet.

Aber wir arbeiteten beide für die gleiche AidsHilfsorganisation, und so lernten wir uns kennen. Und natürlich sind wir uns auch auf der Tanzfläche immer wieder begegnet."

Passend zum Thema der Kollektion, die von der Geschichte des venezianischen Handelsreisenden Marco Polo inspiriert ist, erinnern die Hüte an komplex konstruierte Turbane. Wie kam es dazu?

"Im Vordergrund steht immer der Austausch mit dem Menschen, weniger mit dem Designer. Nachdem Ian mich gefragt hatte, trafen wir uns in London. Die ersten zwei Stunden ging es nur um Gossip und Plauderei, bis wir gemerkt haben: Eigentlich sollen wir hier ja über Hüte reden. Aber so ist das immer. Die Hüte entstehen aus Gesprächen, in denen es um Freundschaften geht, Geschichten, Erfahrungen, Kultur, was man mag und was nicht. Bei Ian und mir kommt noch hinzu, dass wir beide bei der gleichen Dame die Kunst der Hutmacherei erlernten, Shirley Hex. Sie ist die Grande Dame der britischen Hutmacherkunst."

Stephen Jones ist 1957 in London geboren, 1980 designt er seine erste Kollektion. Er gilt als radikalster Hutmacher unserer Zeit. (Foto: Studio Harcourt)
Stephen Jones ist 1957 in London geboren, 1980 designt er seine erste Kollektion. Er gilt als radikalster Hutmacher unserer Zeit. (Foto: Studio Harcourt)

Wie sind Sie überhaupt dazu gekommen?

"Ich habe eigentlich Mode am Central Saint Martins College studiert, aber im Laufe meines ersten Jahres sagte mir ein Professor, dass ich durchfallen würde. Ich war vorher an einem Jungen-Internat, ich hatte keine Ahnung, wie man näht. Aber dieser Professor hatte ein sehr traditionsreiches Couture-Haus, und so begann ich dort eine Ausbildung. Irgendwann fiel mir diese hart arbeitende und immer gut gelaunte Dame im Hutatelier auf. Außerdem gefiel es mir schon immer, Objekte zu gestalten, und so bin ich in die Modisterei gewechselt."

Was war die wichtigste Lektion bei Ms. Hex?

"Ich war überglücklich, dort zu sein, aber schon in der ersten Woche sagte sie mir: Stephen, wenn deine Hände so schnell arbeiten würden wie dein Mund, wärst du längst fertig. Danach habe ich keinen Ton mehr gesagt und mich nur auf die Arbeit konzentriert. Nach 18 Monaten hatte sie mir alles beigebracht, und was tat sie? Sie schickte mich weg. „Du musst etwas Eigenes aufbauen“, sagte sie. Ich habe so geweint, aber natürlich hatte sie recht."

1980 eröffneten Sie Ihren ersten Salon und hatten sofort Erfolg. Wann dachten Sie: Jetzt habe ich es geschafft?

"Ich habe meine Traumkundin noch nicht getroffen, sie ist wie eine Vision. Aber natürlich fand ich es spektakulär, als Prinzessin Diana meine Kreationen trug."

Als Lady Gaga die diesjährigen Olympischen Spiele in Paris mit dem Revue-Klassiker "Mon truc en plume""eröffnet, trägt sie zur Korsage einen Fascinator von Stephen Jones. (Foto: Imago)
Als Lady Gaga die diesjährigen Olympischen Spiele in Paris mit dem Revue-Klassiker "Mon truc en plume""eröffnet, trägt sie zur Korsage einen Fascinator von Stephen Jones. (Foto: Imago)
Céline Dion mit Jones-Hut bei der Oscarverleihung 1999 in Los Angeles. (Foto: Action Press)
Céline Dion mit Jones-Hut bei der Oscarverleihung 1999 in Los Angeles. (Foto: Action Press)

Sie statteten später auch Stars wie Rihanna und Beyoncé aus, und die legendären Kollektionen für John Galliano, als er bei Dior arbeitete. Wie nervös sind Sie vor jeder Show?

"Jedes Mal, wenn ich einen neuen Entwurf für ein Haus aus der Schachtel hole frage ich mich, ob er wohl gefallen wird. Diese Unsicherheit geht einfach nie weg. Oft haben der Designer und ich einfach unterschiedliche Auffassungen darüber, was schön ist und was nicht. Ich versuche dann, mich in seine Gedanken hineinzuversetzen, manchmal funktioniert es, manchmal nicht. Bei Max Mara war es so, dass mit der Zeit immer mehr Looks Hüte bekommen sollten. Also dachte ich mir: Sie müssen Ian wohl gefallen."

"Bei Max Mara sollten immer mehr Looks Hüte bekommen". Foto: Max Mara
"Bei Max Mara sollten immer mehr Looks Hüte bekommen". Foto: Max Mara

Es ist heute so viel unüblicher als früher, extravagante Hüte zu tragen. Finden Sie das schade?

"Jedes Mal, wenn wir einen Hut aufsetzen, und sei es auch nur eine Mütze oder eine Baseballkappe, dann leben wir eine Fantasie. Mit einem Handgriff hat man einen Look komplett verändert, und manchmal macht man das vielleicht nur für eine besondere Gelegenheit, wie das Pferderennen in Ascot. Aber manchmal wird daraus auch ein Teil des Looks, etwas, woran einen die Menschen wiedererkennen."

So wie bei Königin Elisabeth II.?

"Ihre Majestät Königin Elisabeth II. trug schon als kleines Mädchen gerne Hüte. Zuerst bei wichtigen Anlässen, und dann wurde es eine Art „Signature Look“, ein wichtiger Teil ihrer Identität als Königin. Wegen ihr werden Hüte bis heute als etwas sehr Britisches wahrgenommen. Das nahm sie sehr ernst. Und Königin Camilla übrigens auch, wie sie mir vor Kurzem erzählte."

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