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Klatsch-Wonne, die (f.)

Ein Essay von Eva Meschede

Hol das Popcorn! (Illustration: Ekaterina Ananina)

Beim Lesen bunter Society-Blätter kann man wunderbar entspannen und seinen ganz eigenen Roman spinnen

Früh habe ich gelernt, dass es besser sein kann, manches nicht kritisch zu hinterfragen. Etwa die Sache mit dem Osterhasen. Ich erinnere mich, dass ich schon als sehr kleines Mädchen den begründeten Verdacht hegte, dass dieses Hasen-und-Eier-Storytelling nicht stimmen kann. Aber ich hütete mich, meine Eltern zu enttarnen. Großzügig ließ ich ihnen die Freude beim Verstecken, nebenbei sicherte ich mir so das regelmäßige Schoko-Glück im Frühling. Die Zerstörung dieser Win-win-Situation war die Wahrheit nicht wert.

Ähnlich geht es mir in der Welt des Klatschs, die mir eine wahre Wonne ist. Kaufe ich mir eines der vielen bunten Society-Hefte, lese ich Herzergreifendes, etwa über Mafalda Prinzessin von Hessen und ihre späte große Liebe Rolf Sachs: Die beiden wachen morgens gemeinsam auf und halten sich an den Händen. Ich halte ihnen die Daumen, dass sie nicht bald eine Spalte in der Rubrik Trennungen füllen, wie die sich scheidenden zu Guttenbergs – immerhin „in aller Freundschaft“. Dass die Liebe noch zu retten ist, zeigt Keith Richards, der als fünffacher Rock-Opa seit mehr als 40 Jahren (!) mit seiner Patti Hansen verheiratet ist. Und Lothar Matthäus gibt einer Ex-Frau sogar eine zweite Chance.

Natürlich wird auch richtig Trauriges berichtet

Zum Beispiel über Charlène, die in Monaco mit ihrer Rolle als Fürstin hadert. Das beweist, dass auch Menschen, die sich keine Sorge um ihre Rente machen müssen, sehr unglücklich werden können. Eine Erkenntnis, die mir irgendwie guttut.

Ein bisschen übertrieben wird die Sache mit dem „Babyglück“. Wären alle den europäischen Königshäusern versprochenen Kinder geboren worden, würde es eng in den Palästen. Prinzessin Kate hätte so viele Wonneproppen, dass auf dem Winkebalkon für Charles und Camilla kaum noch Platz wäre. Aber auch das ist mir ein Vergnügen. Ich stelle mir vor, wie Kate und William abends am Kamin sitzen, die deprimierende Weltlage haben sie besprochen, da sagt Kate: „Darling, sollen wir wieder ein bisschen Babyglück in die Welt setzen?“ Der Prinz freut sich wie ein Schneekönig: „Der Termin auf North Cothelstone Hall wäre geeignet.“ Am nächsten Tag stehen gelangweilte ­Fotografen für das obligatorische Begrüßungsfoto auf den Treppen von Cothelstone Hall parat, da lässt die Prinzessin wie selbstvergessen eine Hand auf ihren super flachen Bauch gleiten. Am Abend sind die Fotos mit der Geste und zwei Zauberworten viral: „süßes Geheimnis“, gefühlt zum hundertsechsundfünfzigsten Mal. Ist es nicht eine Wonne?!

Autorin Eva Meschede rät unbedingt dazu, sich Klatsch in Magazinen auf Papier zu leisten. Denn der Algo­rithmus bei Social Media behält ihr viele Neuigkeiten vor. Über Mafalda hätte sie dort nie etwas zu lesen bekommen.