Gewagtes Zusammenspiel: Color Queen Carolina Castiglioni
Carolina Castiglioni ist Farbenkomponistin und Gründerin des Modelabels Plan C – ein Besuch in ihrer Mailänder Stadtwohnung.
Einen Plan C gibt es bekanntermaßen nur, wenn es zuvor auch A und B gab. „Plan A war Ciwifurs“, lacht Carolina Castiglioni und meint damit das Unternehmen ihrer Urgroßeltern, die den Pelzbetrieb in den Fünfzigerjahren gründeten. „Plan B war Marni. Meine Eltern haben die Marke in den Neunzigerjahren aufgebaut und wurden damit weltweit bekannt.“ Die britische „Vogue“ beschrieb das Label damals als „den Inbegriff der unkonventionellen italienischen Mode“. Diese Unangepasstheit spürt man auch bei Plan C, nämlich Carolinas eigenem Label mit eben diesem Namen: Plan C.
Die Geschichte hinter Plan C
Vor zwölf Jahren hat sie das Unternehmen, das dritte der Castiglioni-Familie, gemeinsam mit ihrem Bruder gegründet. „Anstelle klassischer Fashion-Shows präsentieren wir unsere Mode lieber auf eine unkonventionellere, kreativere Art. Einmal haben wir in einer Garage präsentiert, die Models standen auf Bühnen und waren durch ein kunstvolles Licht-Schatten-Spiel in Szene gesetzt“, erzählt Castiglioni.
Nachhaltigkeit dank zwei Kollektionen im Jahr
Aber nicht nur bei der Art der Präsentation tanzt das farbenfrohe Label mit den skulpturalen Schnitten aus der Reihe. „Wir haben uns entschieden, nur zwei Kollektionen im Jahr zu machen. Mit einer durchdachten Varianz unterschiedlichster Textilien und Schnitte kann man mit einer Kollektion die Stores locker sechs Monate lang füllen. Wir reduzieren damit Produktionsabfälle und machen unsere Pieces noch nachhaltiger“, sagt sie. „Ich lege außerdem viel Wert auf Details, Plan C soll tragbar aber besonders sein – etwa durch den Mix von Texturen und Farben. Ich starte meist mit einer Farbe und probiere mit dem Pantone-Fächer verschiedene Kombinationen aus.“
Gewagtes Zusammenspiel ergibt unerwartete Looks
So entstehen Looks, die nie monochrom, dafür immer aufregend und unerwartet sind. Das spiegelt sich auch in der Farbgebung ihrer Mailänder Stadtwohnung. Mit einem Korallpink in der Küche fing alles an. „Ich fand den Ton super zu der Küchenzeile aus Edelstahl.“ Für das Esszimmer wählte Carolina ein sattes Orange und im Wohnzimmer einen dunklen Aubergineton. Ein Zusammenspiel, das die meisten als gewagt und hoffentlich gut überlegt bezeichnen würden.
Intuitiv & individuell: Kreatives Credo
Einem ausgeklügelten Interior-Konzept folgte die Mailänderin aber nicht. „Ich kann nicht immer erklären, warum mir etwas gefällt, es ist eher ein Gefühl, auf das ich höre. Intuitiv und individuell zu handeln hat mir meine Mutter beigebracht. Ihr Credo war: Lieber mit dem eigenen Kopf denken als gucken, was andere denken oder tun“, erinnert sich Carolina. „Diesen Rat gebe ich auch meinen Kindern immer wieder.“
"Ich kaufe, worin ich mich verliebe, und fast immer passt es dann zum Rest"
Intuitiv ist auch die Wahl des Interieurs. Im Wohnzimmer stehen Sofa, Sessel und ein Coffeetable von Claudio Salocchi aus den 1960er-Jahren, an den Wänden hängen Regale von Vittorio Introini, die Esszimmerstühle sind von Mies van der Rohe. Alles Stücke, die Carolina auf Messen oder auf dem Flohmarkt findet. „Dabei suche ich nie nach etwas Speziellem. Ich kaufe, worin ich mich verliebe, und fast immer passt es dann zum Rest“, verrät sie. „Genauso ist es mit dem Fotografieren, ich bin eine Amateurin, habe aber schon einige meiner Motive zu Prints für meine Modekollektionen verarbeitet.“