Wie der Vollmond unseren Schlaf beeinflusst – oder auch nicht

Schläft man bei Vollmond wirklich schlechter? Wir klären, was hinter dem Mythos steckt und wie Sie unabhängig vom Mond eine erholsame Nacht haben.
Der Mond hat die Menschen seit jeher in seinen Bann gezogen. Mal wird er als geheimnisvoller Begleiter verehrt, mal als Taktgeber der Natur bewundert. Er steuert die Gezeiten, beeinflusst Tierwanderungen und lässt Korallenriffe leuchten. Kein Wunder also, dass viele auch seinem Einfluss auf den menschlichen Schlaf besondere Bedeutung beimessen. Doch was ist dran an der Annahme, dass wir bei Vollmond schlechter schlafen?
Wie der Mond unseren Schlaf beeinflussen kann
Fast die Hälfte aller Deutschen bezeichnet sich selbst laut Umfragen als „mondfühlig“. Viele klagen über Schlafstörungen rund um die Vollmondnacht. Und tatsächlich gibt es wissenschaftliche Hinweise auf einen Zusammenhang: Eine Studie der Universität Washington konnte zeigen, dass Menschen in den drei bis fünf Tagen vor Vollmond später einschlafen und weniger schlafen – unabhängig davon, ob sie in Großstädten oder in entlegenen Dörfern ohne Strom leben. Die Forscher vermuten, dass eine evolutionäre Anpassung dahintersteckt: Früher nutzten unsere Vorfahren das helle Mondlicht vielleicht, um länger aktiv zu sein.
Auch eine frühere Studie aus der Schweiz legte nahe, dass bei Vollmond die Schlafqualität sinkt. Teilnehmer brauchten im Schnitt fünf Minuten länger zum Einschlafen, schliefen 20 Minuten kürzer und hatten weniger Tiefschlaf. Außerdem war ihr Melatoninspiegel, niedriger. Das Hormon Melatonin regelt den Rhythmus zwischen Schlaf- und Wachphasen. In der Nacht, also bei Dunkelheit, steigt seine Konzentration im Blut an, Licht dagegen hemmt seine Bildung. So könnte der helle Vollmond der Grund für einen leichteren Schlaf sein.
Größere Untersuchungen, wie die des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, fanden jedoch keinen Zusammenhang zwischen Mondphasen und Schlafqualität. Außerdem ist gerade in Städten der Einfluss des Mondlichts im Vergleich zum künstlichen Licht verschwindend gering. Auch die Gravitationstheorie, wonach der Mond uns wegen unseres Wasseranteils beeinflusst, wurde wissenschaftlich entkräftet.
Expert:innen gehen heute davon aus, dass oft psychologische Effekte den Ausschlag geben: Wer fest daran glaubt, bei Vollmond schlecht zu schlafen, wird vermutlich auch unruhiger liegen. Ein klassisches Beispiel für eine sich selbsterfüllende Prophezeiung.
Wie Sie besser schlafen – unabhängig vom Mond
Ob es nun am Mond liegt, oder die Schlafprobleme andere Ursachen haben, wie Stress, unregelmäßige Schlafenszeiten und zu viel Bildschirmlicht – eine gestörte Nachtruhe ist nie angenehm und führt dazu, dass man sich am nächsten Tag müde und abgeschlagen fühlt. Aber es gibt ein paar einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen, die dabei helfen, besser zu schlafen.
Licht Weil Licht eine so große Rolle für die Melatoninproduktion spielt, schläft man im dunklen am besten. Dichte Vorhänge oder Rollläden verbannen das Licht aus dem Schlafzimmer, aber auch eine Schlafmaske hilft. Schon einige Zeit vor dem Schlafengehen eher auf warmes Licht setzten und die Intensität reduzieren, das stimmt den Körper auf die Ruhezeit ein. Starten Sie den Tag mit möglichst viel natürlichem Licht oder einer Tageslichtlampe, um Ihren zirkadianen Rhythmus zu stabilisieren und morgens wach zu werden.
Schlafhygiene Verzichten Sie zwei Stunden vor dem Zubettgehen auf Smartphone, Computer oder Fernsehen, das blaue Licht dieser Geräte hemmt die Melatoninbildung und die Mediennutzung macht zusätzlich wach. Auch koffeinhaltige Getränke am Abend sollten tabu sein.
Raumtemperatur: Eine kühle, gut gelüftete Umgebung –16 bis 18 Grad Celsius sind empfehlenswert – fördert erholsamen Schlaf.
Gedanken ordnen: Schreiben Sie belastende Gedanken während des Tages oder vor dem Schlafengehen auf. Das hilft, das Gedankenkarussell zu stoppen.
Falls Sie doch einmal wach liegen: Bleiben Sie entspannt. Versuchen Sie, nicht auf die Uhr zu sehen und sich auszurechnen, wie viel oder wenig Schlaf Ihnen noch bleibt. Wenn Sie partout nicht wieder einschlafen können, stehen Sie auf und gehen in einen anderen Raum. Ein entspannendes Hörbuch, leise Musik oder Lesen bei schwachem Licht helfen, den Körper wieder in den Ruhemodus zu bringen. Erst wenn Sie wirklich müde sind wieder zurück ins Bett gehen.
Ob der Vollmond den Schlaf tatsächlich beeinflusst, bleibt individuell und wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Doch eines ist sicher: Wer seinen Alltag entschleunigt, auf gute Schlafhygiene achtet und sich vom Mythos Mond nicht verrückt machen lässt, findet auch in den hellsten Nächten erholsamen Schlaf.