Schöntrinken? Wie Alkohol unsere Haut beeinflusst

Trockenheit, Entzündungen und Nährstoffmangel – unsere Expertin Professor Michaela Axt-Gadermann erklärt, wie Alkohol der Haut zusetzt.
Ein Glas Wein zum Abendessen oder ein Cocktail mit Freunden? Das gehört für viele einfach dazu. Und ist gelegentlich und in Maßen genossen meist auch kein Problem. Aber während man früher dachte, dass Rotwein sogar vor Herz-Kreislauferkrankungen schützen könnte, ist heute klar, dass es so etwas wie gesunden Alkohol nicht gibt. Neben den Schäden an Leber, Herz und Nervensystem, die durch zu viel Alkohol entstehen können, leidet auch die Haut darunter. Sie wird gereizt, trocken und altert schneller. Wir erklären, was genau dabei passiert.
Feuchtigkeitsverlust: Die Haut verliert ihre Frische
Alkohol entzieht dem Körper Wasser – das ist kein Geheimnis. Doch was bedeutet das für die Haut? Ausreichend Feuchtigkeit ist essenziell für ein pralles, gesundes Hautbild. Fehlt sie, erscheint die Haut trocken, fahl und verliert ihre Elastizität und Vitalität. Zudem können Trockenheitsfalten schneller sichtbar werden, da die hauteigene Feuchtigkeit nicht mehr optimal gespeichert wird. Auch die Hautschutzbarriere wird durch die Dehydration geschwächt, sodass Schadstoffe leichter eindringen und Irritationen hervorrufen können. Langfristig begünstigt das alles die Faltenbildung und ein müdes, schlaffes Aussehen. Diesen Effekt kann man mit ausreichend Flüssigkeit nach einem feucht-fröhlichen Abend etwas abschwächen, es kompensiert aber nicht die anderen negativen Aspekte von zu viel Alkohol.
Eine weitere unschöne Auswirkung von Alkohol ist ein aufgequollenes, aufgedunsenes Gesicht am nächsten Morgen. Während in den Hautzellen Feuchtigkeit fehlt, ist dann im Gewebe zu viel davon. Dies liegt daran, dass Alkohol die Durchlässigkeit der Blutgefäße erhöht und der Körper mehr Flüssigkeit im Gewebe speichert, was wiederum zu Schwellungen führt. Besonders im Gesicht fällt dieser Effekt schnell auf, da die Haut hier besonders dünn ist. Hinzu kommt, dass Alkohol den Lymphfluss verlangsamt, sodass Schadstoffe und überschüssige Flüssigkeit nicht effizient abtransportiert werden können. Dermatologin und Ernährungsexpertin Professor Michaela Axt-Gadermann erklärt, dass auch Elektrolytverschiebungen durch Alkohol den Wasserhaushalt im Körper beeinflussen können: „Alkohol führt dazu, dass Magnesium und Natrium ausgeschwemmt werden. Das kann die Haut austrocknen, aber langfristig auch zu Schwellungen und Wassereinlagerungen führen.“
„Alkohol führt dazu, dass Magnesium und Natrium ausgeschwemmt werden. Das kann die Haut austrocknen, aber langfristig auch zu Schwellungen und Wassereinlagerungen führen.“
Entzündungen und Rötungen: Alkohol als Trigger
Besonders Menschen mit empfindlicher Haut oder Hauterkrankungen wie Rosacea sollten beim Alkoholkonsum vorsichtig sein. Alkohol erweitert kurzfristig die Blutgefäße, was zu einer verstärkten Durchblutung der Haut und verstärkten Rötungen führt. Über einen längeren Zeitraum können sich so dauerhaft erweiterte Äderchen bilden. Michaela Axt-Gadermann ergänzt: „Gerade bei Rosacea-Patient*innen reicht oft schon eine geringe Menge Alkohol aus, um die Symptome zu verschlimmern. Das liegt unter anderem daran, dass Alkoholkonsum das Mikrobiom des Darms beeinflussen und so Entzündungen verstärken kann.“
Außerdem steigert Alkohol die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe wie Zytokine. Diese verstärken Hautirritationen und können chronische Entzündungen hervorrufen. Bei langfristigem und häufigem Alkoholkonsum kann es dazu führen, dass die Haut dauerhaft gereizt bleibt und sich nicht mehr erholt. Zudem wird ihre Schutzfunktion gegen Umweltfaktoren reduziert. Darüber hinaus regt Alkohol die Talgproduktion an, was Hautunreinheiten und Akne verschlimmern kann.
Dabei spielt auch die Art des Alkohols eine Rolle. Einerseits können hochprozentige, zuckerhaltige oder gemischte Getränke die Haut stärker belasten als beispielsweise ein Glas trockener Wein. Zucker und Zusatzstoffe in Cocktails fördern Entzündungen zusätzlich und verstärken die negativen Effekte auf die Haut. Andererseits weiß man, dass Menschen, die Weißwein und Spirituosen trinken, ein höheres Risiko haben, Melanome und Basaliome zu entwickeln, schwarzen oder hellen Hautkrebs. Bei Rotwein und Bier konnte man keinen Zusammenhang feststellen.
Oxidativer Stress: Der Hautalterungs-Booster
Unser Körper baut Alkohol in der Leber ab, wobei Acetaldehyd entsteht, ein toxisches Zwischenprodukt, das die Regenerationsfähigkeit der Hautzellen verringert und Zellschäden begünstigt. Gleichzeitig werden freie Radikale freigesetzt, die den oxidativen Stress erhöhen. Kollagen und Elastin – unerlässlich für eine straffe Haut – werden abgebaut und die Kollagenproduktion gehemmt, was langfristig zu einem Verlust an Spannkraft führt, und die Hautalterung beschleunigt. Alkohol entzieht dem Körper zudem essenzielle Lipide, die für die Hautstruktur und die Geschmeidigkeit der Haut von Bedeutung sind. Dies führt zu einer rauen, unebenen Hautoberfläche. Michaela Axt-Gadermann erklärt: „Alkohol ist ein Zellgift und auch die Abbauprodukte können die Zellen schädigen. Der übermäßige Genuss von Alkohol sorgt zudem für einen Anstieg von schädlichen freien Radikalen. Diese aggressiven Moleküle greifen die Zellmembranen an und beeinträchtigen die Regeneration der Haut. Dies führt dazu, dass sich Schäden langsamer reparieren und die Haut langfristig an Elastizität verliert. “
„Regelmäßiger Alkoholkonsum kann zu chronischem Nährstoffmangel führen, da Aufnahme und Verwertung vor allem von B-Vitaminen und Vitamin C beeinträchtigt wird“
Nährstoffmangel: Die Haut hungert
„Regelmäßiger Alkoholkonsum kann zu chronischem Nährstoffmangel führen, da Aufnahme und Verwertung vor allem von B-Vitaminen und Vitamin C beeinträchtigt wird. Dies kann sich negativ auf Haut, Haare und Nägel auswirken und langfristig die Hautregeneration aber auch das Haarwachstum beeinträchtigen“, erklärt Michaela Axt-Gadermann. Das liegt unter anderem daran, dass der Alkohol die Darmschleimhaut angreift. Aber Mineralstoffe, wie zum Beispiel Zink und Eisen – beide wichtig für einen gesunde Haut – werden auch verstärkt ausgeschwemmt. Während B-Vitamine die Haut mit Energie versorgen, wirkt Zink entzündungshemmend und unterstützt die Wundheilung. Fehlen diese Stoffe, kann die Haut fahl und empfindlich wirken, Unreinheiten entstehen schneller, und Regenerationsprozesse laufen verlangsamt ab.
Schlechte Schlafqualität: müde Ausstrahlung
Guter Schlaf ist essenziell für eine gesunde und strahlende Haut. Alkohol kann jedoch die Schlafqualität erheblich beeinträchtigen. Auch wenn man vielleicht erstmal leichter einschläft, weil Alkohol etwas schläfrig macht, führt er dazu, dass die Schlafzyklen gestört und insbesondere die Tiefschlafphasen verkürzt werden. Das liegt daran, dass Alkohol die Ausschüttung von Melatonin, dem Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, unterdrückt. Dadurch wird die natürliche Erholung des Körpers beeinträchtigt. Auch auf den Reparaturprozess der Haut hat das einen verheerenden Einfluss, denn die Nacht ist die wichtigste Zeit dafür. „Schlechter Schlaf bedeutet weniger Zellregeneration. Das wirkt sich direkt auf das Hautbild aus“, so Axt-Gadermann. Ist die Regeneration gestört, können geschädigte Hautzellen nicht richtig repariert, und nicht ausreichend neue Zellen gebildet werden. Das führt zu einem fahlen Teint, dunklen Augenringen und einer insgesamt müden Ausstrahlung. Langfristig begünstigt schlechter Schlaf durch Alkohol zudem die vorzeitige Hautalterung und die Entstehung feiner Linien und Falten.
Glücklicherweise ist die Haut ein regenerationsfähiges Organ. Leichte Entzündungen und Trockenheit können bereits nach wenigen Tagen reduziert werden, wenn ausreichend Wasser getrunken und auf eine gesunde Ernährung mit vielen essentiellen Nährstoffen geachtet wird. Trinkt man keinen Alkohol mehr, verbessert sich auch der Schlaf und die Haut sieht schnell wieder frischer und erholter aus. Professor Michaela Axt-Gadermann: „Bei Akne oder Rosazea, die durch Alkohol verschlimmert werden, kann es vier bis sechs Wochen dauern, bis sich eine sichtbare Besserung einstellt. Die Leberwerte hingegen erholen sich oft schon nach ein paar Wochen, sofern kein dauerhafter Schaden vorliegt.“ Chronische Schäden wie die Zerstörung von Kollagenstrukturen oder dauerhaft erweiterte Äderchen sind hingegen nur schwer oder gar nicht reversibel.
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Ernährungsexpertin Dr. Michaela Axt-Gadermann ist Professorin für Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg. Sie ist Fachärztin für Dermatologie, Ernährungs- und Sport- medizinerin und Autorin verschiedener Ernährungsratgeber, wie „Natürlich! Schöne Haut“ (Südwest, 17 Euro).