Exosome: Das steckt hinter dem neuen Anti-Aging-Trend

Was kann das neue Wundermittel zur Hautregeneration?
In der Beauty-Welt gibt es immer wieder neue Trends – gerade sprechen alle über Exosome. Diese winzigen Botenstoffe, die aus der Zellforschung stammen, erfahren gerade einen regelrechten Hype. In der Therapie von Krebs-, aber auch Autoimmunerkrankungen gelten sie schon als große Hoffnungsträger. Aber auch in der ästhetischen Medizin werden die hochwirksamen Signalgeber wegen ihrer regenerativen Eigenschaften und nahezu keinerlei Nebenwirkungen als innovative Bio-Booster für die Kollagenbildung, Zellerneuerung und eine bessere Hautqualität geschätzt – damit könnten sie die nächste große Anti-Aging-Waffe sein. Doch dafür ist ihre Herkunft entscheidend. Was genau sind Exosome, wie funktionieren sie und warum schwören immer mehr Dermatolog*innen und Skincare-Enthusiast*innen auf ihre Wirkung? Wir haben mit dem Dermatologen Dr. Stefan Duve vom Haut- und Laserzentrum an der Oper in München darüber gesprochen.
MADAME: Exosome sind gerade in aller Munde, aber was genau ist das?
Dr. Stefan Duve: Exosome sind kleine Bläschen, die von den Zellwänden gebildet werden, warum man sie auch kleine intrazelluläre Vesikel oder Bläschen nennt. Sie kommen in nahezu jeder Körperzelle vor und werden damit von allen Organen unseres Körpers gebildet. Sie sind mit unterschiedlichen Boten- oder Messenger-Stoffen wie zum Beispiel MikroRNA, Wachstumsfaktoren, Nukleotiden oder Proteinen gefüllt. Von daher kann man Exosome nicht als eine einheitliche Kategorie betrachten, denn sie sind je nach Ursprung, das heißt, in welcher Zelle sie gebildet werden, mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen gefüllt und werden von dort in die Umgebung abgegeben.
Wie unterscheiden sich Exosome von anderen Stoffen, wie zum Beispiel Wachstumsfaktoren oder Stammzellen?
Wie schon gesagt, sind selbst Exosome aus derselben Patientin sehr unterschiedlich, je nachdem, in welchem Gewebe sie gebildet werden und welche Inhaltsstoffe sie in sich tragen. Das heißt, Exosome sind eine sehr heterogene Gruppe. Sie unterscheiden sich zum Beispiel von Stammzellen dadurch, dass Exosome Teile von Stammzellen sind, das heißt, Stammzellen bilden unter anderem auch Exosome. Wachstumsfaktoren können Inhaltsstoffe von Exosomen sein.
Was steckt hinter diesem Trend?
Exosome sind eigentlich nichts Neues. Mit ihnen wird schon seit einiger Zeit gearbeitet. Aber momentan gibt es einen absoluten – vor allem von der Industrie gepushten – Hype um ihre Anwendung. In den letzten Jahren wurde der Fokus vermehrt auf die sogenannte regenerative Medizin gelenkt. Das heißt, Aufbau- oder Reparaturmaßnahmen durch eigenes Gewebe der Patient*innen. Begonnen hat das Ganze mit der Eigenbluttherapie, dem PRP (kurz für Platelet Rich Plasma), beziehungsweise PRF (kurz für Platelet Rich Fibrin), bei der den Patient*innen Blut abgenommen, aufbereitet und wieder gezielt in die Haut injiziert wird. Jetzt haben viele Firmen den kommerziellen Wert dieses Themas erkannt und verarbeiten Exosome in unterschiedlichsten Cremes, Seren und anderen Produkten. Ich frage mich aber, wie lange das anhalten wird.
Wie werden sie gewonnen? Welche Art von Exosomen ist sinnvoll?
Das ist eine sehr wichtige Frage. Denn weil momentan jeder Exosome haben will, gibt es sehr viele schwarze Schafe auf dem Markt. Ich bin gerade auf dem AMWC, dem Aesthetic & Anti-Aging Medicine World Congress in Monte Carlo, wo mittlerweile jeder zweite Stand Exosome anbietet. Aber keiner weiß, wie sie hergestellt werden und was wirklich drin ist. Und das ist das Entscheidende. Das wird im Moment sehr kontrovers diskutiert, weil es hier keine Sicherheitsstandards gibt. Bei Menschen dürfen nur autologe Exosome, also von derselben Patientin entnommene eingesetzt werden. Das ist die beste, sicherste und effektivste Form. Das heißt, man entnimmt Gewebe, zum Beispiel aus dem Fett oder aus dem Blut, und spritzt es nach einer Aufarbeitung sofort zurück.
Alle anderen sind nur für die äußerliche Anwendung. Das heißt, kommerzielle Exosomenprodukte dürfen nicht injiziert werden, sondern nur äußerlich in Form von Cremes oder Seren aufgetragen werden. Dann stellt sich noch die Frage, ob in vielen Cremes und Seren auch wirklich wie behauptet Exosome enthalten sind, und falls ja, wie die gewonnen wurden. Ob sie menschlicher, tierischer oder pflanzlicher Herkunft sind. In erster Linie sind sie pflanzlichen Ursprungs, allerdings mit einer deutlich herabgesetzten Wirkung im Vergleich zu autologen, also dem Menschen selbst entnommenen Exosomen.
Wie sicher ist die Verwendung von Exosomen?
Wie schon gesagt, hängt das davon ab, wo die Exosomen herkommen, wie sie hergestellt wurden und wie sie appliziert werden. Werden sie unter die Haut gespritzt oder äußerlich aufgetragen? Insofern ist das Feld weit: Von völlig ungefährlich bis risikobehaftet. Bei Injektion von Exosomen unklarer Herkunft gibt es das Risiko für Infektionen und Allergien oder eventuell sogar noch unbekannte Nebenwirkungen wie zum Beispiel Tumorwachstum.
Wie werden Exosome sinnvoll eingesetzt?
Mit Abstand am wirkungsvollsten ist natürlich das Injizieren körpereigener Exosome. Alle äußerlich applizierten Formen, sei es in Form von Cremes, Seren oder auch Microneedling, haben eine deutlich reduzierte Wirksamkeit bis hin zu – aus meiner Sicht – völliger Unwirksamkeit.
Und was kann so eine Injektion mit körpereigenen Exosomen bewirken?
Wir nutzen in der Praxis ausschließlich aus Nanofett gewonnene autologe Exosome, eine Methode nach Prof. Gennai aus Italien. Unter lokaler Betäubung wird dafür eine kleine Menge körpereigenes Fett entnommen (meist an Bauch, Hüfte oder Oberschenkel), aufbereitet und anschließend an anderer Stelle wieder unter die Haut gespritzt. Im Idealfall erreicht man damit eine Regeneration vor allem des Bindegewebes, das heißt die Produktion neuer kollagener und elastischer Fasen, eine Verbesserung der Durchblutung und damit der Nährstoffversorgung der Haut. Neben einer Optimierung der Hautelastizität lassen sich so auch Falten reduzieren. Aber auch bei Haarausfall können gute Ergebnisse erzielt werden. Diese Methode ist effektiv und vor allem sicher. Es gibt danach keinerlei Downtime, erste Ergebnisse in Form von glatterer, prallerer Haut zeigen sich nach wenigen Wochen und verbessern sich im Laufe der Zeit noch weiter.
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