Woran liegt es, dass ich mich ständig so aufgebläht fühle?

Ein Artikel von Prof. Dr. Marion Kiechle

In unserer Rubrik beantwortet Prof. Dr. Marion Kiechle Fragen, die Frauen wie wir uns immer schon gestellt haben

Bauchdrücken, Verdauungsprobleme und übermäßige Gasentwicklung sind nicht nur eine Frage der Ernährung. Professorin Marion Kiechle über weitere Ursachen und wie man Abhilfe schafft

Wer kennt das nicht: Man fühlt sich wie im sechsten Monat, es geht nur die bequeme Hose mit Gummizug, denn schon wieder wird man von Aufgedunsenheit und Blähungen geplagt. Die sind nichts als überflüssig, schmerzhaft und vor allem peinlich, wenn sie mit oder ohne Begleitmusik „verduften“.

Ernährung und Essgewohnheiten

Wird unser Essen verdaut und von Darmbakterien zersetzt, entstehen Gase. Diese werden größtenteils über die Lunge abgeatmet, der kleinere Rest entweicht über den Darm. Die Menge der Gasproduktion hängt unter anderem davon ab, was wir essen: Kohlgemüse, Zwiebeln oder Bohnen führen bei vielen zu wahren „Scheinschwangerschaften“. Aber das Wie ist mindestens genauso wichtig. Wer sein Mittagessen in Hektik herunterschlingt, verschluckt oft sehr viel Luft – mit entsprechenden Folgen.

Häufige Ursachen und Risikofaktoren für Darmbeschwerden

25 bis 50 Prozent der Deutschen klagen nach dem Essen über Völlegefühl und Blähbauch. Ein großer Teil dieser Beschwerden ist übrigens auf den erhöhten Konsum von Zuckerstoffen zurückzuführen: Die Übeltäter Fruchtzucker, Milchzucker und Zuckeraustauschstoffe führen bei manchen Menschen zu übermäßiger Gasbildung. Auch Lebensmittelunverträglichkeiten, etwa gegen Gluten, können, ebenso wie seelische Belastungen, Angst und Stress die Darmfunktion stark beeinträchtigen. Schon mal richtig „Schiss gehabt“? Dann haben Sie am eigenen Leib erfahren, wie unser Gehirn den Darm beeinflussen kann. Ich erinnere mich sehr gut, dass ich vor Führerscheinprüfung, Abitur und Staatsexamen erst mal länger die Toilette aufsuchen musste.

Zu allem Übel leiden Frauen wegen der weiblichen Hormone häufiger an Darmbeschwerden. Gelbkörperhormon – besonders hoch ist der Spiegel vor der Periode und während der Schwangerschaft – sorgt für eine bessere Durchblutung und Entspannung der Gebärmutter, aber auch der Darmmuskulatur. Dies macht die Verdauung träge, und Unwohlsein, Blähbauch und Verstopfung sind die Folge.

Effektive Hausmittel und Tipps zur Linderung von Darmbeschwerden

Abhilfe schaffen reichlich Bewegung, gesunde, ballaststoffreiche Ernährung, genussvolles Essen und ausreichend Trinken sowie Wärme oder eine Bauchmassage. Auch Fenchel, Kümmel und Anis helfen gegen Blähungen, und Probiotika verbessern die Darmflora und damit die Verdauung. Da Darm und Gehirn eng miteinander verknüpft sind, ist auch eine Darmhypnose ein erfolgversprechendes Heilmittel. Frei nach Martin Luther: „Aus einem verzagten A … fährt niemals ein fröhlicher Furz!“

Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit.

Prof. Dr. Marion Kiechle (Foto: Simon Koy)