Woher kommen plötzlich diese Pickel?
Ich bin doch schon lange aus der Pubertät – woher kommen plötzlich diese Pickel? Professorin Marion Kiechle erklärt, wie es dazu kommen kann
Man wähnte sich längst in Sicherheit, und bei der Hautpflege stehen jetzt eher Fältchen im Fokus als Unreinheiten – doch auf einmal geht es wieder los!
Unreine, fettige Haut, Mitesser und Pickel – wer dies ausschließlich mit der Pubertät in Zusammenhang bringt, liegt leider falsch. Zwar haben fast alle heranwachsenden Mädchen und Jungs damit zu kämpfen, aber auch später im Leben kann es zu einer Akne kommen. Frauen sind sehr viel häufiger betroffen als Männer.
Nicht nur Spiegel der Seele
Eine häufige Ursache hierfür sind Hormonveränderungen, weshalb unreine Haut oft Thema in meiner frauenärztlichen Sprechstunde ist. Die Haut ist nicht nur der „Spiegel der Seele“, sondern auch der Hormone. Ein Übeltäter ist das Gelbkörper-Hormon Gestagen. Steht es in einem Ungleichgewicht zum Östrogen bzw. ist es vermehrt vorhanden, kann sich das auf der Haut bemerkbar machen. Auf natürlichem Wege kommt es zu rasant ansteigenden Gestagenen, wenn die Befruchtung einer Eizelle geklappt hat. Heißt also: Das plötzliche Auftreten von Pickeln kann ein frühes Anzeichen einer Schwangerschaft sein.
Übeltäter Testosteron
Auch wer mit reinen Gelbkörper-Präparaten, wie Minipille, Hormonspirale, Verhütungsstäbchen oder Drei-Monats-Spritze verhütet, hat erhöhte Gestagenspiegel im Blut und muss mitunter mit einer Verschlechterung des Hautbildes rechnen. Ganz besonders stark trifft es oft Frauen, die an einem Prämenstruellen Syndrom (PMS) leiden. Hier hat man eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit auf Gelbkörperhormone festgestellt. Und noch ein zweites Hormon kann die Haut einer Frau in ein Pickelfeld verwandeln: das Männerhormon Testosteron. Eine der häufigsten hormonellen Störungen der Frau mit erhöhtem Testosteron ist das PCO (Polyzystisches Ovar-Syndrom) – mit Zyklusstörungen, erschwerter Schwangerschaft und eben auch Akne.
„Deine Haut ist, was du isst!“
Letztendlich kann jede Art der Hormonumstellung – vollkommen normal in den Wechseljahren oder nach Absetzen der Pille – Auswirkungen auf die Haut haben. Daher ist bei Pickeln und unreiner Haut jenseits der Pubertät unbedingt eine frauenärztliche Konsultation zu empfehlen. Neben der entsprechenden Hautpflege können auch gezielte Hormonbehandlungen den Weg zur Pfirsichhaut ebnen. Ein meist wenig beachteter Faktor ist das Essen: Schokolade, Honig, Marmelade und andere süße Versuchungen sowie Weißmehlprodukte verschlimmern bei übermäßigem Konsum durch indirekte Stimulation der männlichen Hormone das Hautbild. Stattdessen sollten Frauen mit fettiger Haut auf Vollkornprodukte, Obst und Gemüse setzen, um die Talgproduktion zu reduzieren, was im Übrigen auch der Figur zugutekommt. „Du bist, was du isst“ – aber auch: „Deine Haut ist, was du isst“!
Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.