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Wie sind Sie mit Ihren Wechseljahren umgegangen, Professor Kiechle?

Ein Artikel von Prof. Dr. Marion Kiechle

In unserer Rubrik beantwortet Prof. Dr. Marion Kiechle Fragen, die Frauen wie wir uns immer schon gestellt haben

Als Frauenärztin wusste sie theoretisch bestens Bescheid – Professorin Marion Kiechle erzählt, wie sie trotzdem erst mal von ihrer Menopause überrumpelt wurde und wie sie mit den Beschwerden umgegangen ist

Es liegt in der Natur der Sache: Auch eine Frauenärztin kommt in die Wechseljahre. Kein Wunder also, dass mich Freundinnen und Patientinnen nach meinen ­persönlichen Erfahrungen fragen. Theoretisch wusste ich über alle möglichen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlaflosigkeit und trockene Schleimhäute natürlich Bescheid, schließlich habe ich ein Lehrbuch zur Frauenheilkunde geschrieben. Bloß nützen die erst mal nichts, wenn man es dann tatsächlich am eigenen Leib erlebt. Noch sehr gut kann ich mich an die allererste Hitzewallung erinnern. Es war im April 2012, kurz nach meinem 52. Ge­burtstag. Ich stand im klimatisierten OP und hatte plötzlich das Gefühl, als fahre eine Dampflok durch meinen Körper – mein Herz fing an zu rasen, der Puls klopfte in den Ohren, und mein Kopf glühte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Groschen fiel: Marion, welcome in der Menopause!

Den Hitzewallungen bin ich dann erst mal modisch zu Leibe gerückt. Ich kaufte mir zahlreiche Twinsets, um bei jedem Anfall eine Kleidungsschicht loswerden zu können. Wohl wissend, wie wichtig ein gesunder Lebensstil für Gewicht und Schlaf ist, habe ich diesen jetzt besonders kritisch unter die Lupe genommen: Die geliebte morgendliche Butterbrezel wurde gestrichen und durch Körnermüsli mit Obst ersetzt. Die vielen darin enthaltenen Phytostoffe schwächen zudem Hitzewallungen ab – hat bei mir funktioniert! Ich verordnete mir mehr Sport und bin, wenn immer möglich, aufs Fahrrad als Bewegungsmittel umgestiegen. Mein Ziel, so gut es geht in Form zu bleiben, habe ich damit erreicht. Das Einzige, worunter ich nach zehn Jahren noch ab und zu leide, sind Schlafstörungen. Hierfür liegen niedrig dosierte Progesteronzäpfchen im Nachtkästchen parat (nein, diese machen nicht abhängig und verursachen keinen Brustkrebs!).

In der Summe überwiegen für mich die positiven Seiten der Wechseljahre: keine Verhütung, keine Monatsblutungen (war das nervig im Urlaub!), keine ­kalten Hände und Füße mehr. Der Östrogenab-fall sorgt nämlich nicht nur für Hitzewallungen, sondern beeinflusst auch unser Temperaturempfinden im Gehirn. Vorbei endlich die Dauerdiskussion im Auto, ob die Heizung nun rauf soll oder runter: „Schatz, das ist ein verdammter Eiskasten!“ – „Mein Engel, wenn das hier eine Sauna sein soll, dann mach doch bitte einen Aufguss.“ Bliebe jetzt also nur noch die Musikauswahl zu klären …

Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.

Prof. Dr. Marion Kiechle (Foto: Simon Koy)