Was steckt hinter dem Trend Underpainting?

Ein Artikel von Aysu Brunner

Verkehrte Welt? Underpainting im Trend (Foto: Tamara Specht)

Erst Farbe, dann Foundation: Make-up-Artist Aysu Brunner erklärt den Schmink-Trend Underpainting

Die Make-up-Technik Underpainting erlebt gerade ein Revival – nicht zuletzt ­wegen der viel beachteten Beauty-Looks der Maison-Margiela- Couture-Show für dieses Frühjahr, bei der Make-up-Künstlerin Pat McGrath die Models in lebende Puppen mit glänzender Porzellanhaut und auffällig geschminkten Augen, Lippen und Wangen verwandelte. Ihren Ursprung hat die Technik im Bühnen-Make-up und in der Drag-Kultur. Underpainting eignet sich aber genauso für einen supernatürlichen Look mit Weichzeichnereffekt. Den Unterschied machen Farbintensität und das Finish, das Prinzip ist dasselbe.

Wie ein Kunstwerk

Der Begriff „Untermalung“ stammt aus der Kunstwelt und beschreibt die Farbschichten unter der sichtbaren Oberfläche eines Gemäldes. Im Beauty-Kontext bezieht er sich auf einen Make-up-Look, bei dem zunächst die konturierenden Produkte aufgetragen werden. Erst danach folgt die Foundation, die kaum sichtbar wie ein zarter Schleier darüber liegt. Auf diese Weise verschmelzen alle Komponenten weich miteinander. Ich wende das Underpainting sehr gerne an, wenn ich Models für Lifestyle-Foto-Shootings im Freien schminke. Das Gesicht wird dabei sanft modelliert, und der Teint wirkt trotz der Verwendung zahlreicher Produkte fast ungeschminkt.

Die Vorbereitung der Haut nicht vernachlässigen 

Idealerweise beginne ich mit Reinigung und Peeling, dann folgen Gesichtsmaske und reichhaltige Creme. Die Haut sollte mit Feuchtigkeit überversorgt sein. Für das Make-up eignen sich Produkte mit cremiger Konsistenz am besten. Dunkle Akzente werden unter, Blush direkt auf die Wangenknochen gelegt und in Richtung der Schläfen verblendet. Auch Nase, Stirn und Kinn können konturiert werden. Um Unebenheiten und Augenringe zu kaschieren, den Concealer so dünn wie möglich auftragen und verblenden. Ich verwende immer einen feuchten Pinsel oder Schwamm, so lassen sich die Produkte besser einarbeiten und harte Konturen vermeiden. Als Finish eine sehr dünne Schicht Foundation vorsichtig und ohne Druck auftragen, Puder lediglich an den Stellen, die nicht glänzen sollten, wie der T-Zone und unter den Augen. Zwar eignet sich diese Technik besonders gut für Anfänger*innen und eilige Anwendungen, denn die Foundation „filtert“ kleinere Patzer weg. Voraussetzung dafür ist allerdings ein nahezu makelloses Hautbild. Wer also ein paar Fältchen und Pigmentflecken mit Make-up kaschieren möchte, kann diesen Trend guten Gewissens auslassen.

Mit dunklen Akzenten werden die Wangen konturiert, Rouge gibt Frische. Erst im Anschluss wird die Foundation aufgetragen.

Die Make-up-Artistin und Medical-Skin-Expertin Aysu Brunner aus München verbindet ihr Wissen aus beiden Bereichen für individuelle Behandlungen und Looks