Was können Beauty-Drips?

Ein Artikel von Nina Berendonk

Makellos (Foto: Per Appelgren)

Jugendlichkeit per Infusion? Wir haben den Hollywood-Hype getestet

Man kann von Tom Cruise halten, was man will. Über eines aber lässt sich nicht streiten: Der Mann sieht fantastisch aus mit seinen 61 Jahren. Nur mit Fillern und Botox kriegt man diese jugendliche Frische nicht hin, wie andere Beispiele aus seiner Alterskohorte beweisen. Sport und gesunde Ernährung helfen sicher, Cruises Beauty-­Geheimnis aber scheint ein anderes zu sein. Er schwöre wie viele andere Hollywood-Stars auf Infusionen, kurz „Drips“, mit dem angeblichen Anti-Aging-Molekül NAD+, heißt es.

Wie genau das funktioniert, lasse ich mir von Dr. Lukas Kohler erklären. Der Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie betreibt in München eines der wenigen „Drip Spas“ in Deutschland. „Spa“ trifft es trotz Kohlers ärztlicher Qualifikation erstaunlich gut: Das LVATE ist ein stiller, in edlen Brauntönen gehaltener Schönheitstempel mit gedämpftem Licht. „NAD+“, erklärt der Arzt, der sich unkompliziert mit Vornamen vorstellt und wie seine Assistentinnen ganz in cooles Schwarz gekleidet ist, „nimmt eine Schlüsselposition im Energiehaushalt unserer Zellen ein. Als Infusion verabreicht, kommt der Wirkstoff schneller dort an, wo er hin soll, ohne Umweg über Magen, Darm und Leber.“ Das leuchtet ein. Über den Energieschub hinaus wirke NAD+ dem Alterungsprozess des Körpers ganzheitlich entgegen, indem es DNA und Zellen schützt, den Zucker- und Fettstoffwechsel sowie kognitive Funktionen im zentralen Nervensystem unterstütze. Auf diese Weise soll die sogenannte healthy life span möglichst lange gedehnt werden. Schon nach der zweiten Infusion, schwärmt ein zufriedener LVATE-Kunde auf der Website, habe er sich „nachhaltig leistungsfähiger“ gefühlt.

Bevor mir Kohler in einem gemütlichen Lounge-Sessel den Zugang legt, frage ich ihn noch nach Risiken und Nebenwirkungen. Es könne, erklärt er mir, anfangs zu einem leichten Engegefühl in der Brust kommen, da der Herzmuskel auf einen Schlag mit so viel Energie geflutet wird – das ließe sich aber durch eine langsamere Fließgeschwindigkeit schnell abstellen. Und tatsächlich spüre ich mein Herz stark klopfen, dazu etwas Schwindel und eine kribbelnde Hitze, die sich bis in die Zehenspitzen ausbreitet. Kein wahnsinnig angenehmes Gefühl, aber ich fühle mich bestens betreut: Über einen Not-Button kann ich jederzeit Alarm schlagen; alle paar Minuten erkundigt sich jemand aus dem Team nach meinem Befinden.

Als ich eine Stunde später nach Hause radle, schlägt mein Herz wieder im gewohnten Takt. Aber: War ich vorhin auch schon so verdammt schnell?

Autorin Nina Berendonk hat zum Glück keine Angst vor Nadeln, aber dafür großes Interesse an guten Beauty-Hacks. Der beste der letzten Monate? „Weniger Zucker essen –macht einen super Teint!“