Was kann man gegen übermäßiges Schwitzen tun?

Ein Artikel von Prof. Dr. Marion Kiechle

In unserer Rubrik beantwortet Prof. Dr. Marion Kiechle Fragen, die Frauen wie wir uns immer schon gestellt haben

Wer kennt das nicht – in einer kritischen Situation oder nachts, nach einem ausufernden Abend, ist man plötzlich in Schweiß gebadet. Marion Kiechle erklärt, was dahinter steckt und wie man gegensteuern kann.

Fast jeder ist schon einmal schweißgebadet in der Nacht aufgewacht. Oder hatte Schweißaus­brüche beim Vorstellungsgespräch – hoffent­lich hat niemand die Ränder auf der Seidenbluse gesehen! Aber warum schwitzen wir überhaupt? Was sind die Auslöser, und was kann man dagegen tun? Zeit für einen Faktencheck.

Schweiß verschafft dem Körper Abkühlung 

Schwitzen ist ein natürlicher Vorgang, durch den unser Körper übermäßige Wärme von in­nen nach außen abgeben kann. So wird die Körpertemperatur ausgeglichen, eine Überhit­zung unserer Organe und ein Hitzschlag vermie­den. Sommerliche Hitze, Sport oder scharf gewürzte Speisen kurbeln den Stoffwechsel und damit die Wärmeerzeugung an. Schweißproduktion ist aber auch eine Nervensache, die vom Vegetativum beeinflusst wird, das unwillkürlich ablaufende Körperfunktionen, wie die Temperaturregelung, steuert. Stress, Angst, Wut und Aufregung führen zu einer Gefäßerweiterung in der Haut und sorgen für feuchte Hände oder Angstschweiß.

Ungefähr zwei Millionen Schweißdrüsen befinden sich in unserer Haut, insbesondere auf den Handin­nenflächen, den Fußsohlen und der Stirn. Sie sondern eine salzhaltige Flüssigkeit ab, die auf der Haut ver­dunstet und dadurch Abkühlung verschafft. Unter den Achseln und im Genitalbereich produzieren sie zusätzlich ein fetthaltiges Sekret mit Duftstoffen und körpereigenen Abwehrstoffen, die vor Krankheitserregern schützen sol­len. Bleibt der Schweiß dann längere Zeit auf der Haut­oberfläche, kann er dort von Bakterien zersetzt und in unangenehm riechende Substanzen abgebaut werden.

Oft hilft schon eine Änderung der Gewohnheiten 

Die Ursachen für starkes Schwitzen sind oft leicht auszumachen, tritt es allerdings dauerhaft auf, sollte es ärztlich abgeklärt werden. Neben Dauerstress und Medikamenten können auch hormonelle Störungen der Schild­ oder Bauchspeicheldrüse und der Ge­schlechtshormone sowie versteckte Infektionen und andere schwerwiegende Erkrankungen ursächlich sein. Manchmal gibt es aber auch gar keine Er­klärung für vermehrtes Schwitzen, die soge­nannte idiopathische Hyperhidrose. Je nach Belastung und Schweregrad können hier spezielle Antitranspirante aus der Apotheke oder auch Botox­-Spritzen helfen. Sehr selten kann eine operative Entfernung der Schweißdrüsen infrage kommen. In den allermeisten Fällen helfen aber schon veränderte Schlafgewohnheiten, Entspannungs­techniken, weniger Alkohol, Kaffee und Chili oder auch Salbeiextrakte, das lästige Schwitzen zu reduzieren. Oder mein Tipp: Träumen Sie sich in heißen Sommernächten in ein cooles Eishotel.

Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.

Prof. Dr. Marion Kiechle (Foto: Simon Koy)