Was kann ich gegen Hitzewallungen tun?

Ein Artikel von Prof. Dr. Marion Kiechle

In unserer Rubrik beantwortet Prof. Dr. Marion Kiechle Fragen, die Frauen wie wir uns immer schon gestellt haben

Schweißausbrüche sind zwar vergleichsweise harmlose Begleiterscheinungen der Wechseljahre, aber deswegen nicht weniger unangenehm. Prof. Marion Kiechle erklärt, wie man sie lindert und welche andere Ursache dahinterstecken kann

Im Alter zwischen 45 und 55 Jahren ist die Eizellreserve der Eierstöcke aufgebraucht, sodass diese keine weiblichen Hormone mehr produzieren. Die Menstruation bleibt aus, und die Wechseljahre treten ein. Das ist ein normaler Vorgang, der jedoch mit Hitzewallungen und anderen unangenehmen Begleiterscheinungen wie Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen und Reizbarkeit einhergehen kann. Drei von vier Frauen leiden unter dem „Klimawandel“, der durchaus sieben bis zehn Jahre andauern kann. Bei der Hälfte ist die Lebensqualität sogar stark beeinträchtigt.

Hormone und Ernährung können behilflich sein 

Das muss man nicht über sich ergehen lassen, Hormone helfen immer! Eine Kombination aus einem Östrogen und einem Gelbkörperhormon (Progesteron) lässt alles Leid verschwinden. Wenn die Gebärmutter nicht mehr vorhanden ist, kann auf Progesteron verzichtet werden. Es verhilft übrigens zu einem wunderbaren Schlaf, deshalb sollte es abends eingenommen werden. Sie wollen oder dürfen keine Hormone einnehmen, zum Beispiel aufgrund einer schweren Erkrankung? Hitzewallungen kann man auch mit anderen Maßnahmen erfolgreich zu Leibe rücken. Eine Drehschraube ist die Ernährung. Östrogenähnliche Stoffe aus Pflanzen, sogenannte Phytoöstrogene, schaffen hier Abhilfe. Gute Pflanzenhormonquellen sind Sojaprodukte, Rotklee, Leinsamen und Hopfen. Ein Salbeitee vor dem Zubettgehen kann Wunder wirken und die lästigen nächtlichen Hitzeattacken vergessen lassen, denn seine ätherischen Öle hemmen die Schweißproduktion.

Es sind nicht immer die Wechseljahre 

Auch Naturheilmittel aus der Traubensilberkerze, Johanniskraut und Frauenmantel können wirken. Als sehr günstig hat sich erwiesen, etwa sechs bis sieben Prozent des täglichen Kalorienbedarfs durch pflanzliche Proteine, etwa aus Nusskernen und Samen, zu decken. Auch Amarant, Quinoa, echter Buchweizen und Hanfsamen zählen dazu, ebenso wie Hülsenfrüchte, Getreide, Reis und Mais. „Mit Müsli gegen Menopause“ titelte daher die „Ärzte Zeitung“. Alternativ kommen auch Achtsamkeitstrainings und Verhaltenstherapien infrage. Aber Achtung, nicht immer sind es die Wechseljahre, die zu verstärkten Hitzewallungen führen. Häufig steckt auch eine sogenannte Insulinresistenz dahinter – eine Störung des Zuckerstoffwechsels, welche mit einer erhöhten Ausschüttung von Insulin einhergeht. Nervenzellen im Hypothalamus, die für die Wärmeregulation verantwortlich sind, besitzen auch Insulinrezeptoren. So kann ein hoher Insulinspiegel diesem Gehirnabschnitt im wahrsten Sinne des Wortes einheizen.

Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.

Prof. Dr. Marion Kiechle (Foto: Simon Koy)