Was ist die Ursache für Juckreiz und Brennen im Intimbereich?

Ein Artikel von Prof. Dr. Marion Kiechle

In unserer Rubrik beantwortet Prof. Dr. Marion Kiechle Fragen, die Frauen wie wir uns immer schon gestellt haben

Weit verbreitet, lästig, aber zum Glück meist recht harmlos – Prof. Marion Kiechle erklärt, was Pilze mit Infektionen der Scheide zu tun haben, was diese begünstigt, und wie man selbst vorbeugen kann

Jucken und Brennen im Intimbereich gehören zu den häufigsten Gründen, warum Frauen ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen. Eines gleich vorweg: Es nervt, ist lästig, aber meist völlig harmlos und mit der richtigen Behandlung genauso schnell wieder weg, wie es aufgetreten ist.


Ursache dieser Beschwerden sind in erster Linie Infektionen mit verschiedenen Erregern

Dazu zählen beispielsweise Pilze, wie Candida albicans. Charakteristisch hierfür sind ein mitunter sehr starker und quälender Juckreiz und dazu ein weißlicher, krümeliger Ausfluss. Sofortige Abhilfe schafft eine Drei-Tages-Behandlung mit Antipilz-Creme und Vaginaltabletten, die es rezeptfrei in Apotheken gibt. Aber auch Bakterien mit blumigen Namen wie Gardnerella, Prevotella, Bacteroides oder sogenannte Trichomonaden können Brennen, Juckreiz und Ausfluss verursachen. Typisch für die Infektion mit diesen Bakterien ist ein fischartiger Geruch und bei den Trichomonaden ein schaumiger Ausfluss. Frauenärzt*innen können dies sehr schnell feststellen, und meist zeigt eine vaginale Behandlung mit speziellen Antibiotika-Zäpfchen oder -Tabletten ebenfalls schnell Wirkung.

Wichtig ist, offen mit dem Partner zu sprechen, damit dieser eventuell auch behandelt werden kann. Andernfalls kann es zum sogenannten Pingpong-Effekt kommen, wo man sich gegenseitig wieder ansteckt. Das Gemeine dabei: Meist spüren die Männer gar nichts.


Frauen sind während der Menstruation oder nach dem Sex anfälliger

Damit Pilze und andere Erreger sich in der Scheide überhaupt vermehren können, muss die natürliche Schutzfunktion der Scheidenflora irritiert sein. Diese besteht aus sogenannten Milchsäure- oder Laktobakterien, die Zucker zu Milchsäure vergären können. Dies schafft ein extrem saures Milieu, in dem keine anderen Bakterien oder Pilze wachsen können. Häufig bringt eine übertriebene Intimhygiene mit intravaginalen Spülungen, eine Antibiotikabehandlung oder aber die Einnahme der Antibabypille die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht. Auch sind Frauen während der Menstruation oder nach dem Sex anfälliger, weil durch Blut und Sperma das saure Milieu der Vagina aufgehoben wird. Hier hilft es, vor- beugend die Scheide nach dem Sex oder unter einer Antibiotikabehandlung mit Vitamin C oder Laktobazillen-haltigen Zäpfchen anzusäuern. Das führt zu einer Vermehrung der Milchsäurebakterien, und alles andere kann dann nicht wachsen.

Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.

Prof. Dr. Marion Kiechle (Foto: Simon Koy)