Was hilft gegen Scheidentrockenheit?

Ein Artikel von Prof. Dr. Marion Kiechle

In unserer Rubrik beantwortet Prof. Dr. Marion Kiechle Fragen, die Frauen wie wir uns immer schon gestellt haben

Rund zehn Millionen Frauen allein in Deutschland leiden unter einer zu trockenen Vagina. Professorin Marion Kiechle erklärt, welche Ursachen das hat, und welche Mittel Erleichterung verschaffen

Kaum hat man das Thema Pille und Verhütung ad acta gelegt, wird es zunehmend trocken in den „Feuchtgebieten“ (Charlotte Roche). Auch Brennen und Juckreiz in Scheide und Vulva und Reizblasenbeschwerden machen Frauen nach dem 50. Lebensjahr das Leben schwer. Insbesondere beim Sex flutscht es nicht mehr so gut – er fängt an unangenehm zu werden, und das bremst den Spaß.

Rückgang der Östrogenproduktion

Gut die Hälfte aller Frauen leidet nach der Menopause an einer zu trockenen Vagina. Das sind in Deutschland rund zehn Millionen. Ursache hierfür ist, dass die Eierstöcke mit Einsetzen der Wechseljahre aufhören, das weibliche Hormon Östrogen zu produzieren. Durch den Hormonmangel verschlechtert sich die Durchblutung von Vulva und Vagina, was wiederum zu einer zunehmenden Ausdünnung der Scheidenhaut führt. Sie wird empfindsamer und verletzlicher, sodass selbst leichte Berührungen zu kleinen Blutungen führen können. Das ist auch der Grund dafür, dass gynäkologische Untersuchungen mit den Jahren unangenehmer werden können.

Abnahme der Elastizität

Östrogene kurbeln zudem in allen Hautzellen des Körpers die Kollagenproduktion an. Fehlen sie, führt das auch in der Vagina zur Abnahme der Elastizität und Hyaluronsäureproduktion. Die quer verlaufenden Bindegewebeverdickungen, die – ähnlich wie eine Ziehharmonika – eine Dehnungsreserve der Vagina bilden, nehmen ab oder verschwinden komplett. Auch ein Schrumpfen der Schamlippen ist nicht selten.

Cremen!

Eine Behandlungsoption liegt auf der Hand: Östrogene müssen her! Aber keine Angst, diese müssen nicht als Pille geschluckt werden. Es reicht eine lokale, vaginale Anwendung von Zäpfchen, Cremes, Tabletten oder Ringen, die das Östrogen Estriol enthalten. Wenn die Scheide bereits sehr wund ist, empfiehlt es sich, mit der Vaginalcreme zu beginnen, die mithilfe eines Applikators eingeführt wird. Am besten drei Wochen lang abends konsequent als Kur, dann sind meist alle Beschwerden verschwunden. Danach reicht eine Erhaltungsdosis von ein bis zwei Applika­tionen pro Woche aus, und ein Wechsel auf Scheidenzäpfchen mit niedriger Estrioldosierung ist möglich. Wer keine hormonhaltigen Cremes oder Zäpfchen anwenden darf, kann auf Feuchtcremes mit Hyaluron, Hanf oder Wasser zurückgreifen. Denn wie überall im Leben, gilt auch für Vulva und Vagina: „Am besten läuft es wie geschmiert!“

Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.

Prof. Dr. Marion Kiechle (Foto: Simon Koy)