Warum wir eine MENO MISSION brauchen

Ein Essay von Bettina Billerbeck

Wir sagen hier nichts durch die Blume (Foto: Jaap Strijker)

Nicht nur die Menstruation, auch die Wechseljahre sind ein Politikum. Es ist Zeit für die nächste Revolution in Sachen Frauengesundheit

Man muss die Menstruation nicht feiern, wie manche Frauen es auf Instagram tun, aber dass es den Millennials gelungen ist, der Periode die Peinlichkeit zu nehmen, ist wirklich eine Errungenschaft. Die Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Monatshygieneprodukte von 19% (Luxus) auf 7% (Notwendigkeit) könnte man sogar als Sensation bezeichnen – vor allem wenn man sich dazu die Gesichter mancher Abgeordneter im Bundestag vorstellt, der die entsprechende Gesetzesänderung verabschiedete. Wie gequält das Plenum wohl raunen würde, wenn dort das Wort „Wechseljahre“ fiele? Jetzt auch noch ältere Damen mit Hitzewallungen... Was natürlich ein Bauchklatscher ins Klischee wäre, denn bei vielen Frauen gehen die Wechseljahre schon mit Anfang 40 los, und auch nicht aus heiterem Himmel mit einem Schwitzanfall. Das sagt einem nur keiner vorher.

Bei mir hat es damit angefangen, dass ich ständig zwischen 3 und 4 Uhr morgens aufgewacht bin und nicht mehr einschlafen konnte, obwohl mich weder größere Sorgen noch kleinere Kinder davon abgehalten hätten. Das sichere Zeichen, dass ich in der Perimenopause bin, also der frühen Phase der Wechseljahre, war dann – ist ja kein Tabuthema mehr – eine unberechenbare Periode. Dass auch der eine oder andere peinliche Wut-Heul-Anfall in meinen Mittvierzigern wahrscheinlich auf einen Hormonsturz zurückzuführen war, wurde mir erst in Nachhinein klar.

Dass meine Ärztin mich ausführlich beraten hat, war wohl ein Mix aus dem Glück, an die Richtige geraten zu sein, und ein nicht zu leugnendes Privatversichertenprivileg. Wer mit Mitte 40 mit diffusen Symptomen (depressive Verstimmungen, Schlafprobleme, Versagensängste etc.) zum/r Hausarzt*in geht, kann leider nicht damit rechnen, dass er oder sie den Bogen zur Perimenopause schlägt. In der gynäkologischen Facharztpraxis schon eher, aber auch dort nicht garantiert. Denn die Wechseljahre stehen nicht auf dem Lehrplan angehender Mediziner*innen, und eine Abrechnungsnummer für Wechseljahrsberatung existiert auch nicht im deutschen Gesundheitssystem. Und genau hier beginnt sie: die nächste Revolution in Sachen Frauengesundheit.

Dass die Qualität der medizinischen Betreuung zur Glückssache wird, sobald eine Frau ihre fruchtbare Phase hinter sich lässt, nehmen wir nicht mehr schulterzuckend hin. Wir möchten helfen zu verhindern, dass Frauen auf dem Höhepunkt ihrer Karriere (der meist in die Lebensphase zwischen 40 und 50 und damit genau in die Zeit der Perimenopause fällt) ihren Job und damit ihre finanzielle Eigenständigkeit hinschmeißen, weil „Brain Fog“ und Stimmungsschwankungen sie völlig verunsichern.

Dafür haben MADAME und MAISON MADAME die Initiative MENO MISSION ins Leben gerufen. Wir setzen uns dafür ein, dass Frauen in dieser unvermeidlichen Phase besser informiert, beraten und versorgt werden. Indem wir selbst darüber reden und Expert*innen zu Wort kommen lassen. Auf madame.de und in unserem Newsletter, der dem Thema die Schwere nehmen möchte, denn eine Krankheit ist die Menopause nun auch nicht, man sollte nur wissen, was einen erwartet.

„Die Wechseljahre stehen nicht auf dem Lehrplan angehender Mediziner*innen, und eine Abrechnungsnummer für Wechseljahrsberatung existiert auch nicht im deutschen Gesundheitssystem“