Warum vertrage ich plötzlich keinen Alkohol mehr?
Ob auf Partys, Vernissagen oder Betriebsfeiern, überall werden Wein, Bier, Cocktails oder Champagner gereicht. Professorin Marion Kiechle erklärt, warum wir das irgendwann nicht mehr so leicht wegstecken
Ein gesellschaftliches Ereignis ohne Alkohol? In unserer Welt praktisch undenkbar. Wir gelten als Gourmets, wenn wir im Sternelokal zu jedem Gang die Weinbegleitung bestellen, und mal ehrlich: Was wäre ein Schweinsbraten ohne Bier oder ein kultiviertes Menü ohne Aperitif und Digestif? Aber was ist plötzlich los? Das Apéro-Gläschen steigt mir rasant zu Kopf, und auch am nächsten Morgen brummt mein Schädel, obwohl ich nicht viel getrunken habe.
Geringerer Wasserhaushalt
Liebe Ladys, das Älterwerden bringt die eine oder andere Überraschung mit sich – dazu gehört, dass wir Alkohol zunehmend schlechter vertragen. Dies liegt vor allem daran, dass sich der Wasserhaushalt des Körpers im Laufe der Jahre ändert und Alkohol weniger gut abgebaut werden kann. Bereits über die Mundschleimhaut und schließlich im gesamten Verdauungstrakt wird der Alkohol in die Blutbahn aufgenommen und verteilt sich dann in allen wasserhaltigen Körperflüssigkeiten und Geweben. Mit zunehmendem Alter verlieren die Körperzellen jedoch die Fähigkeit, Wasser zu speichern, sodass die gleiche Menge Alkohol zu höheren Blutalkoholkonzentrationen führt als in jüngeren Jahren. So fühlt sich das dann auch an. Hat uns früher ein Glas Rotwein am Abend einfach nur entspannt, so fühlen wir uns heute danach fast betrunken. Der Unterschied im Wasserhaushalt zwischen den Geschlechtern ist im Übrigen auch der Grund, warum Frauen im Vergleich zu Männern Alkohol grundsätzlich schlechter vertragen. Selbst bei gleicher Größe und Gewicht führt dieselbe Menge Alkohol bei Frauen zu einem höheren Blutalkoholspiegel, da Frauen einen geringeren Wasser- und einen höheren Fettanteil haben.
Grundlage schaffen
In der Leber wird der Alkohol schließlich abgebaut, wobei eine männliche Leber pro Stunde etwa 0,1 Gramm und die weibliche nur 0,085 Gramm schafft. Wie leider viele Stoffwechselprozesse, so verlangsamt sich auch dieser mit dem Alter. Es dauert somit länger, bis man wieder nüchtern ist, und zusammen mit dem erhöhten Alkoholpegel hinterlässt das spätestens am nächsten Morgen seine fatalen Folgen.
Besser man lässt zum Beispiel den Aperitif auf nüchternen Magen weg. Denn ohne „Grundlage“ steigt der besonders schnell zu Kopf und regt zusätzlich den Appetit an, denn Alkohol aktiviert im Gehirn genau die Region, die Hungergefühle auslöst. Figurfreundlicher und besser verträglich ist es also, den Wein oder Champagner erst zum Essen zu genießen. „Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren?“ Mit einem gewissen Alter eben doch!
Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.