Warum ist meine Blutung so extrem stark?
Alle paar Stunden müssen Tampon oder Binde gewechselt werden, und dazu kommen heftige Unterleibskrämpfe: Marion Kiechle erklärt, wie ein normaler Zyklus abläuft und was ihn aus dem Takt bringen kann
Frauen erleben es in ihren fruchtbaren Jahren zwischen 14 und 52: ein harmonisches Zusammenspiel verschiedener Hormone sorgt dafür, dass im weiblichen Körper ein rhythmischer Monatszyklus abläuft. Der hat zum Ziel, dass eine befruchtete Eizelle sich in der Gebärmutterschleimhaut einnistet. Kommt es nicht dazu, wird diese abgestoßen, und die Menstruationsblutung setzt ein. Zykluslängen von 25 bis 35 Tagen sind am häufigsten und gelten als normal.
Eine starke Blutung bedeutet mehr als 80 Milliliter Blut
Das Menstrualsekret besteht aus der abgestoßener Schleimhaut, Blut und Vaginalflüssigkeit
und hat eine Besonderheit: im Vergleich zu normalem
Blut gerinnt Menstrualblut nicht. Der Körper produziert Gerinnungshemmer, damit es leichter aus der Gebärmutter abfließen kann. Während der meist drei bis
sieben Tage dauernden Monatsblutungen verlieren
Frauen normalerweise 40 bis 60 Milliliter Blut, was
etwa zwei bis drei Schnapsgläsern entspricht.
Wann spricht man nun von einer starken Periode?
Medizinisch wird sie als sogenannte Hypermenorrhoe
bezeichnet. Sie ist dann gegeben, wenn pro Monatsblutung deutlich mehr als 80 Milliliter Blut verloren
gehen. Erkennbar daran, dass ein Binden- oder Tampon-Wechsel häufiger als im Vier-Stunden-Intervall
nötig ist. Natürlich kann es innerhalb der Periode zu
Schwankungen kommen, die aber an anderen Tagen
wieder ausgeglichen werden.
Blutarmut kann die Folge sein
Bei einer Hypermenorrhoe reichen die gerinnungshemmenden Stoffe nicht aus, das System ist schlichtweg überfordert, und das Blut verklumpt und kann schlechter aus der Gebärmutter abfließen. Die ist ein Muskel und beginnt dann zu krampfen, um die Klumpen ausstoßen zu können. Eine Hypermenorrhoe kann zudem zu einer Blutarmut (Anämie) führen. Betroffene leiden unter Leistungsabfall, Müdigkeit, Schlappheit, Kreislaufproblemen und eventuell auch unter Kopfschmerzen. Spätestens jetzt sollten die Ursachen frauenärztlich geklärt werden. Gerade zu Beginn der fruchtbaren Jahre, gegen Ende oder auch nach einer Schwangerschaft können Hormonschwankungen für zu starke oder zu lange Blutungen verantwortlich sein. Eine der häufigsten organischen Ursachen sind jedoch Myome – gutartige Muskelknoten der Gebärmutter, die ungefähr jede dritte Frau im Uterus hat. Aber keine Angst, nicht immer muss das Myom operativ entfernt werden. Neue Methoden wie ein Kernspin-gesteuerter fokussierter Ultraschall können sie „wegschmelzen“. Und auch Hormonpräparate schaffen bei starken, durch Myome verursachten Blutungen Abhilfe, ohne dass ein Messer gezückt werden muss.
Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.