Wann hilft ein „Tropf de luxe“?

Ein Artikel von Nicola Vidic

Elektrisiert und konzentriert? Einmal bitte den Vitalstoff-Cocktail (Foto: Fredrik Altinell)

Vitalstoff-Infusionen sind ein schneller Kick für Gesundheit und Schönheit, wenn ausgewogene Ernährung nicht ausreicht

Sich fit und voller Energie fühlen. Und nebenbei noch etwas für die Gesundheit tun. Infusionen werden längst nicht mehr nur bei schweren Erkrankungen eingesetzt, etwa zur Stärkung des Immunsystems bei einer Chemotherapie oder um die Regeneration nach Operationen zu fördern. Auch gesunden Menschen kommt eine Extraportion hoch dosierter Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien zugute. Mittels Infusion gelangen diese ohne Umwege über den Verdauungsapparat in die Blutbahn und sind sofort für den Körper verfügbar.


Genau wie ihr Image hat sich auch das Ambiente gewandelt, in dem Infusionen verabreicht werden. In sogenannten „Drip Spas“ (von englisch drip = tropfen, tröpfeln) steht der Wellnessaspekt im Vordergrund. Trotzdem sollten die individuellen Bedürfnisse immer in einem ärztlichen Anamnesegespräch und möglichst auch mit einer Blutanalyse bestimmt werden. Anschließend wird der Vitalstoff-Cocktail zusammengestellt. „Die meisten Menschen profitieren von hochkonzentriertem Vitamin C. Es sorgt schon nach kurzer Zeit dafür, dass man sich weniger gestresst, weniger körperlich und seelisch erschöpft fühlt, und das strahlt man auch aus. Magnesium ist ebenfalls sehr wichtig“, erklärt Maja Henke, Chirurgin und Spezialistin für ganzheitliche Gesundheit und Schönheit in München. „Kommen gesunde Patient*innen zu mir, die einfach etwas zusätzliche Energie brauchen, gebe ich drei Infusionen, idealerweise im Abstand von drei Tagen, und dann sind sie wieder topfit.“


Gemüse allein ist nicht die Lösung.

Um die gleiche Menge Vitalstoffe mit der Nahrung aufzunehmen, müsste man unrealistisch große Mengen Gemüse essen. Und selbst Nahrungsergänzungsmittel zum Einnehmen können nicht so hoch dosiert werden und kommen nur zu etwa 80 Prozent im Blut an. Eine Infusion ist also gewisser- maßen der Shortcut, um Ernährungsdefizite auszugleichen, und ein schneller Boost für den Stoffwechsel, die Abwehrkräfte und ein besseres Hautbild.


Wobei man trotzdem ein bisschen Zeit mitbringen muss. Etwa eine Stunde dauert es, bis die Infusion durchgelaufen ist. „Damit die Venen nicht gereizt werden, darf das Vitamin C nicht zu schnell verabreicht werden. Gleichzeitig profitiert der Körper von der zusätzlichen Flüssigkeitszufuhr durch die Elektrolytlösung“, erklärt Maja Henke. „Da sich nicht alle Präparate in einer Infusion kombinieren lassen, spritze ich währenddessen weitere Vitamine oder das Antioxidans Glutathion dazu.“ Letzteres sorgt zum Beispiel für die Reduktion von Entzündungsreaktionen, einem wichtigen Faktor bei der Hautalterung. Auch Rötungen, etwa durch Rosacea, und Akne werden gelindert. Wer weniger Zeit hat, kann eine geringere Dosis oder eine Vitaminspritze bekommen. Dafür eignen sich die fettlöslichen B-Vitamine, die nicht so hoch dosiert werden müssen, weil der Körper sie länger speichert. Und natürlich ist es auch eine Kostenfrage: ab 140 Euro für eine Infusion und ab 75 Euro für eine Booster-Spritze sollte man einplanen.

Dies soll kein Freibrief dafür sein, nicht mehr auf ausgewogene Ernährung zu achten. Aber in besonderen Stresssituationen, bei ständiger Müdigkeit und fehlender Vitalität gleichen Infusionen schnell akute Mängel aus und sorgen für mehr Wohlbefinden.