The (Brain) Fog – Nebel des Grauens
Ab Mitte 40 hat das Hirn ab und zu schlechtes Netz. Was im Job ziemlich nerven kann
Was wollte ich hier noch gleich? Ach ja, über Brain Fog schreiben, diese kurzen Momente des „vernebelten Gehirns“. Dann geht man vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer, und kaum dort angekommen, fragt man sich: Was wollte ich hier eigentlich, warum stehe ich vor meinem Nachttisch? Stimmt, die Handcreme holen. Diese kurzen Vergreisungsmomente sind mit 50 offenbar normal. Genau wie diese nach Hundeschule klingende und unter Kreativen häufige Herausforderung „Such das Wort, such...!“. Ich brauchte kürzlich zehn Minuten, um beim Schreiben einer Präsentation auf die Vokabel „aktivistisch“ zu kommen. Die Frage „Hatte ich Dir das schon erzählt?” stelle ich auch häufiger. Im stillen Home-Office-Kämmerlein schämt man sich zum Glück nur vor sich selbst. Doch fehlen einem in größeren Meetings öfter mal die Worte, kann das erstens peinlich und zweitens frustrierend werden und selbst abgeklärte Führungskräfte verunsichern.
Der Brain Fog, der das Erinnerungsvermögen, die Konzentration und das Selbstvertrauen dämpft, ist bei Frauen ab Anfang/Mitte 40 ein Zeichen von Östrogenmangel und eine der häufigsten Begleiterscheinung der beginnenden Wechseljahre. Östrogen gilt als Hauptregulator des weiblichen Gehirns (was irre viel erklärt, wenn man genauer darüber nachdenkt, sofern möglich). Die gute Nachricht ist: Es geht von da an nicht stetig bergab, das Gehirn braucht – wie ein pubertierender Teenager – nur eine Weile, um sich der neuen Situation anzupassen – daher diese kurzen, ärgerlichen Verblödungsanfälle. In und nach der Menopause beruhigt sich das zum Glück wieder. Bis dahin kann und sollte man sich helfen – je nach persönlicher Entscheidung mit Hormonersatztherapie oder hausgemachter Self Care (manchen Frauen reicht das schon).
Wichtig ist nur, überhaupt etwas zu unternehmen, denn Brain-Fog-Phasen und andere Wechseljahrsbeschwerden können Frauen beruflich total aus der Bahn werfen, wie eine aktuelle Studie des britischen „Royal College of GPs“ belegt – was wiederum „Brigitte Woman“ berichtete. Den Untersuchungen zu Folge berichteten 99 Prozent der befragten Frauen, dass Menopausen-Symptome sich negativ auf ihre Arbeit auswirkten, 12 Prozent kündigten sogar ihren Job – was in dieser Generation 900.000 Frauen in Großbritannien sind, die aufgrund von Konzentrationsstörungen, Selbstzweifeln und Schlaflosigkeit beruflich das Handtuch werfen. Ein Desaster, vor allem für den Frauenanteil in Führungspositionen, die oft erst mit Anfang 40 erreicht werden.
Der gleiche Artikel machte mich auf einen wunderbaren juristischen Fall aufmerksam, der alle erfreuen dürfte, die Kommentare von nicht zeitgemäß sozialisierten Kolleg:innen fürchten: In England bekam Leigh Best, Tierfutterverkäuferin bei „Embark on Raw“ in Essex, 20.000 Pfund zugesprochen, nachdem Inhaber David Fletcher unüberhörbar „Die ist wohl in den Wechseljahren!“ in die große Runde getrötet hatte.
„Ich brauchte kürzlich zehn Minuten, um beim Schreiben einer Präsentation auf die Vokabel „aktivistisch“ zu kommen. Die Frage „Hatte ich Dir das schon erzählt?” stelle ich auch häufiger“