Stilvoll Dekolleté zeigen

Ein Artikel von Margit Hiebl

(Foto: Oliver Beckmann)

Ob schlichtes Tanktop unterm Oversized-Jacket oder Korsage: Extravagant ausgeschnittene Outfits bilden einen effektvollen Rahmen für nackte Haut. Das Dekolleté ist gut für eine eigene Performance – auch in der Pflege

Gesicht oder Body?
Kosmetiker*innen sprechen bei Hals und Dekolleté gern vom „großen Gesicht“. Die Haut ist hier sehr dünn und hat kaum Unterhautfettgewebe. „Doch in der Pflege rückt der Bereich meist erst in den Vordergrund, wenn die Patientinnen etwas älter sind“, berichtet die Münchner Dermatologin Dr. Tatiana von Bayern. Besonders vernachlässigt wird der UV-Schutz. „Da das Dekolleté zu den klassischen ‚Sonnenterrassen‘ gehört, findet man dort neben einer solaren Elastose, der Erschlaffung der Haut durch UV-Strahlung, auch oft Pigmentverschiebungen und erweiterte Gefäße.“ Zur Pflege eignet sich eine Hals- und Dekolleté-Creme, die den Elastin- und Kollagenaufbau sowie die Feuchtigkeitsversorgung unterstützt. Hat man keine spezielle Creme zur Hand, lieber Gesichtspflege als Bodylotion benutzen. Dazu mal ein Serum oder ein sanftes Enzympeeling. Auch milde Fruchtsäuren-Präparate zur Reinigung oder Pflege abends tun der Haut gut. Last but not least: konsequenter UV-Schutz! „Ein braunes Dekolleté mögen viele schön finden, das ist jedoch zu kurz gedacht, denn: Die Bräune verschwindet schnell wieder, der Schaden bleibt“, so die Hautärztin.

Push-up beim Profi
Da kann schon die Kosmetikerin einiges tun. Treatments wie Jet Peel, Hydra Facial oder Mikrodermabrasion, die eine hautverbessernde und tiefenreinigende Wirkung haben, beziehen das Dekolleté in der Regel mit ein und sorgen für Glow. Neu in den Instituten ist etwa die „Dermadrop TDA“ für Hals und Dekolleté. Bei der Transdermalen Applikation (TDA) werden über eine spezielle Trägersubstanz und Sauerstoff regenerierende und feuchtigkeits- spendende Wirkstoffe in tiefere Hautschichten transportiert – kontaktfrei und spürbar nur durch den Luftstrom. Wer mehr will, kann das Dekolleté beim Hautarzt mit verschiedenen Methoden optimieren lassen. Gegen Sonnenschäden wie Pigmentflecken und erweiterte Gefäße kommt bei Dr. von Bayern intensiv gepulstes Licht (IPL) zum Einsatz, um das Hautbild homogener aussehen zu lassen. Soll die Haut fester werden, greifen Methoden, die nach dem Prinzip der klassischen Wundheilung funktionieren. Vereinfacht ausgedrückt: Man fügt der Haut Mikroverletzungen zu, wodurch sie neues Kollagen bildet. Jüngere Frauen profitieren von einem Microneedling, einer Radiofrequenz-Behandlung oder einer Kombination aus beidem. Vorteil der Kombi-Geräte: Sie geben die Wärme über die Nadeln ab und verstärken so die Effekte beider Behandlungen. Denn Microneedling wirkt verstärkt in Schichten, in denen Blutgefäße liegen. Um Blutungen zu vermeiden, wird es meist schwächer eingesetzt. Kombiniert man es aber mit Strom, verödet man die Blutgefäße zugleich. Eine Behandlung, die sich auch gut für den Hals eignet. Die Kollagenneubildung erfolgt dann sukzessive über mehrere Wochen bis Monate.

Eine Frage der Haltung
Das Dekolleté kann man aber auch mit ganz einfachen Mitteln straff halten. Wie auf dem Rücken zu schlafen. Bauch- und Seitenschläfer haben nachweislich mehr Knitterfalten. Und täglich kalt duschen – das stärkt die Mikrozirkulation und damit die Versorgung der Haut mit Nährstoffen. Oder mit Cupping, der bewährten Schröpfkopfmassage. Sie strafft das Bindegewebe und regt den Lymphstoffwechsel an. Die Münchner Heilpraktikerin Ursula Zitzmann-von Puttkamer erklärt: „Vor dem Schröpfen öffnet man die Lymphbahnen, damit sich das Gewebe gut entstauen kann. Dazu mit den Fingerspitzen sanfte, wellenartige Pumpbewegungen machen, hinter dem Ohr beginnen und langsam am Hals hinunterarbeiten – sieben Mal, dabei immer auf einer Stelle bleiben. Ebenso in den Schlüsselbeingruben und unter den Achseln.“ Dann wird ein Massageöl aufgetragen und ein mittlerer Cup am unteren Ende des Sternums (Brustbein) aufgesetzt und angesaugt. „Nun langsam ohne Druck auf beiden Seiten mehrmals den Rippenbögen folgend nach außen ziehen, bis hoch zum Schlüsselbein. Wichtig: Nie direkt auf der Brust!“ Die Bewegung geht immer vom Brustbein aus, so lösen sich auch Verspannungen und Blockaden im Bereich der kleinen Brustwirbelgelenke. Der Effekt: tiefes Aufatmen und ein befreites Aufrichten. Die optimale Basis für eine Top-Haltung – und damit auch für ein tolles Dekolleté.


„Ein braunes Dekolleté mögen viele schön finden, das ist jedoch zu kurz gedacht, denn: Die Bräune verschwindet schnell wieder, der Schaden bleibt“

Dr. Tatiana von Bayern, Dermatologin