Neue Nase – oder lieber nicht?

Ein Interview von Nicola Vidic

Ein Fall der Perspektive (Foto: Adriano Russo)

Dr. Eckart Buttler operiert seit fast 20 Jahren Nasen. Welche Details bei einer Rhinoplastik wichtig sind und wann er von einer OP abrät, erklärt der erfahrene Nasenchirurg hier

Ein schönes Gesicht fällt selten durch eine schöne Nase auf – und doch spielt sie eine zentrale Rolle für unser Aussehen. Aber sie fällt meist erst auf, wenn sie sich etwas zu sehr in den Vordergrund drängt. Nasenchirurg Dr. Eckart Buttler aus München erklärt, was sein Spezialgebiet so anspruchsvoll macht, und welche Korrekturmöglichkeiten es gibt.

MAISON MADAME: Gibt es überhaupt so etwas wie die ideale Nase?

Dr. Eckart Buttler: Nein, die gibt es nicht, denn das sieht jede*r anders, und jedes Gesicht ist anders. Das geht schon damit los, dass kein Gesicht symmetrisch ist. Auf Kongressen wird regelmäßig die neue Wunderformel vorgestellt, das halte ich für Unsinn. Ich bin davon überzeugt, dass man sich jedes Gesicht individuell anschauen muss, um gemeinsam mit den Patient*innen herauszufinden, wo will man eigentlich hin? Dafür arbeite ich immer mit einer Computersimulation.

Woran erkennt man, dass die Nase zum Gesicht passt?

Im Gegensatz zu anderen Körperpartien gibt es bei der Nase eine Besonderheit. Hat sie einen Höcker oder eine andere starke Ausprägung, fällt sie sofort auf. Harmoniert sie dagegen mit dem Gesicht, wird sie nicht mehr als einzelne Struktur wahrgenommen. Schon ganz subtile Veränderungen an der Nase, die man gar nicht bewusst wahrnimmt, verändern die Gesamtwirkung.

Mit welchen Vorstellungen kommen die Patient*innen zu Ihnen in die Praxis?

Die meisten sind recht realistisch und wollen keine extremen Veränderungen. Am häufigsten entferne ich Höcker, außerdem wünschen sich viele eine schlankere und definiertere Nasenspitze. Manchmal ist ganz offensichtlich, was mein Gegenüber stört, aber man kann auch eine Überraschung erleben. Deshalb ist es so wichtig, sich Zeit zu nehmen, um genau herauszufinden, was er oder sie sich erhofft, und das mit Bildern abzugleichen. Danach schaue mir das Gesicht aus allen möglichen Perspektiven an, beobachte die Mimik und mache einen individuellen Behandlungsplan.

Würden Sie denn jemandem mit einer wirklich großen zu einer kleinen Stupsnase verhelfen?

Das geht gar nicht. Da gibt es chirurgische Grenzen. Aber selbst wenn es ginge, wäre es in meinen Augen oft ein Fehler. Und dann gibt es Fälle, in denen tatsächlich etwas, was chirurgisch nicht möglich ist, toll aussehen würde. Aber da muss man dann auch so ehrlich sein, zu sagen, dass das nicht geht.

Was bestimmt denn, was möglich ist und was nicht?

Das ist zum einen natürlich die Funktion, denn durch eine zu stark verkleinerte Nase werden die Atemwege zu eng und erschweren das Luftholen. Andererseits spielt die Hautbeschaffenheit eine wichtige Rolle. Verkleinert man das Stützgewebe, muss sich die Haut genügend zusammenziehen können, um wieder glatt darüber zu liegen. Das funktioniert bei einer dicken, grobporigen Haut nicht so gut wie bei einer dünnen.

Und wenn die Nase zu klein ist?

Das ist eigentlich nur bei voroperierten Nasen, bei denen zu viel Knochen und Knorpel entfernt wurde, oder nach Verletzungen der Fall. Dann kann die fehlende Substanz an anderer Stelle im Körper, etwa den Rippen, unauffällig entnommen und z. B. ein zu stark abgetragener Nasenrücken damit wieder aufgebaut werden. Die meisten schrecken erst einmal davor zurück, wenn ich ihnen rate, ihre Nase zu vergrößern, aber an der richtigen Stelle kann das den Gesamteindruck deutlich harmonischer machen.

Gibt es Alternativen zur Operation?

In einigen wenigen Fällen kann man auch mit Hyaluronsäure-Fillern gute Ergebnisse erreichen. Etwa eine sehr tief liegende Nasenwurzel aufspritzen und so den Nasenrücken begradigen oder kleine Vertiefungen auffüllen. Für Verkleinerungen, z. B. an der Nasenspitze, sind Filler dagegen prinzipiell keine Lösung.

Worin liegt die besondere Schwierigkeit einer Nasen-OP?

Dieser Bereich verzeiht nicht viel und gelingt nie 100-prozentig. Die Chirurgie hat eine gewisse Unschärfe, es geht ja um lebendiges, weiches Material. Und jede Operation ist eine Verletzung, die Reaktionen im Gewebe erzeugt. Es bilden sich Narben, die sich zusammenziehen. Das heißt, es gibt eine Dynamik, die in vielen anderen Bereichen überhaupt nicht schlimm ist. Aber an der Nase fällt tatsächlich ein Millimeter an der falschen Stelle optisch auf.

Und wie gehen Sie mit dieser Unsicherheit um?

Ich sage allen Patient*innen relativ unmissverständlich, dass Chirurgie keine Zauberei ist, und man damit rechnen sollte, dass eventuell noch ein kleiner zweiter Eingriff nötig ist. Die Erwartung ist riesig, und Laien haben oft den Eindruck, alles ist möglich, wenn man es sich nur leisten kann. Aber das stimmt nicht.

Der Facharzt für Chirurgie sowie für plastische und ästhetische Chirurgie bezeichnet sich selbst als leidenschaft­lichen Handwerker. Seit rund zehn Jahren konzentriert er sich ausschließlich auf die Nasenchirurgie

Dr Eckart Buttler (Foto: PR)