Muss ich vor dem Besuch beim Frauenarzt etwas bei der Intimhygiene beachten?

Ein Artikel von Prof. Dr. Marion Kiechle

In unserer Rubrik beantwortet Prof. Dr. Marion Kiechle Fragen, die Frauen wie wir uns immer schon gestellt haben

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind Pflichttermine. Die Visite bei der Gynäkologin ist den meisten Frauen jedoch besonders unangenehm. Professorin Marion Kiechle verrät, was man über Intimhygiene wissen sollte

Der jährliche Besuch beim Gynäkologen steht bei vielen Frauen ähnlich hoch im Kurs wie der beim Zahnarzt. Frauen wissen, dass es wichtig ist, diese Früherkennungsuntersuchung zur Entdeckung von Krebserkrankungen wahrzunehmen. Trotzdem schieben sie den Termin oft vor sich her – aus Angst davor, dass etwas Auffälliges gefunden werden könnte, oder weil die letzte Untersuchung einfach schmerzhaft war. Nicht selten erzählen mir Frauen auch, dass es ihnen peinlich ist, da sie verschwitzt seien oder unangenehm riechen könnten. Sie hätten sich daher auch „innen“ gewaschen. Zeit also, das Thema Intimhygiene näher zu beleuchten.

Ort der Emotionen

Der Intimbereich ist in Sachen Geruch etwas Besonderes. Hier sind neben Schweiß- auch sehr viele Duftdrüsen vorhanden, deren Aktivität von Emotionen wie Angst, Wut, Freude und sexueller Erregung unbewusst anregt werden kann. Wie unser individueller Geruch von anderen wahrgenommen wird, ist sehr unterschiedlich: Das Spektrum reicht von extrem unangenehm – „das stinkt!“ – bis angenehm, ja sogar erotisierend. So soll Napoleon seiner Josephine geschrieben haben, dass sie sich nicht waschen möge, er komme in drei Tagen von seinem Feldzug zurück.

Zur Reinigung des Intimbereichs sind warmes Wasser und ph-neutrale Seifen oder Duschgels zu empfehlen. Wer eine sehr empfindliche Haut hat, sollte Waschlotionen mit Alkoholen und starken Duftstoffen unbedingt vermeiden, da sie zu sehr reizen und austrocknen. Zur Pflege der Haut im Bereich der Vulva kommen, wenn überhaupt, neutrale feuchtigkeitsspendende Cremes infrage.

Weniger ist mehr

Die Vagina selbst braucht in keinem Fall eine Reinigung. Scheidenspülungen, ob mit Wasser, Seife oder gar Desinfektionsmitteln, sind ein absolutes No! Sie zerstören das ausgeklügelte System der natürlichen Scheidenflora, die aus sogenannten Laktobazillen besteht. Die sorgen durch die Produktion von Milchsäure für ein saures Milieu in der Vagina, damit sich weder Pilze noch andere Bakterien dort ausbreiten können. Ein leichter, weißlicher Ausfluss, der neutral oder leicht säuerlich riecht, ist völlig normal. Eine innere Pflege der Vagina ist ebenfalls völlig unnötig und eher schädlich für das Scheidenmilieu. Ausnahmen sind Präparate gegen Scheideninfekte oder bei postmenopausalen Beschwerden.

Der viel beschriebene „Duft der Frauen“ ist also völlig indi­vi­duell. Er bestimmt, ob wir jemanden im wahrsten Sinne des Wortes „riechen“ können. Und beeinflussen kann man ihn ohnehin nur kurzzeitig mit kräftigem Parfum – Napoleon jedenfalls wäre sauer gewesen.

Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.

Prof. Dr. Marion Kiechle (Foto: Simon Koy)