Mission Mikrobiom: mybacs vereint Trend und Wissenschaft

Ein Interview von Lena Raab

mybacs unterscheidet bei seinen Produkten zwischen den Bedürfnissen von Mann und Frau (Foto: PR)

Alles begann mit dem Glauben, dass bessere Gesundheit mit besseren Inhaltsstoffen einhergeht. Nun ist mybacs ein Startup mit hochwertigen Produkten und einer klaren Mission: Bewusstsein schaffen, für die eigene Gesundheit, den Planeten und die Bedeutung des Mikrobioms.

mybacs verschreibt sich seit der Gründung 2018 der Gesundheit mit ganzheitlichem Ansatz und entwickelt Synbiotika-Kapseln für verschiedene Bedürfnisse. Der Fokus ihrer Arbeit liegt dabei auf den Mikroorganismen, die die Psyche, die Haut und das generelle Wohlbefinden steuern. Wir haben mit CPO und Mitgründer von mybacs, Dr. Adrian Weingart über die Darmgesundheit, die Supplement-Branche und ihre Visionen gesprochen.


Maison MADAME: Welche Idee steckt hinter der Marke mybacs?

Dr. Adrian Weingart: Die Idee von Probiotika ist grundsätzlich nichts Neues. In den 80er-Jahren wurde das Gebiet bereits größer beforscht und hat in den letzten zehn Jahren immer mehr in der Gesellschaft an Bekanntheit und Bedeutung gewonnen. Aber wir haben gesehen, dass es bei den aktuellen Formulierungen der Produkte keine neuen Erkenntnisse gibt, sie sind seit mehreren Jahrzehnten nicht aktualisiert worden. Genau das machen wir anders, die Wissenschaft liegt bei uns allem zugrunde. Wir schauen, was ist evidenzbasiert und entwickeln daraufhin unsere Produkte. Unser Anspruch ist es, die neuesten Entwicklungen in der Mikrobiom-Forschung so schnell wie möglich dem Kunden verfügbar zu machen.

Hat sich in der Forschung etwas getan, seitdem das Thema gesellschaftlich mehr diskutiert wird?

Definitiv. Es wird sehr breit in alle Richtungen geforscht. Es gibt viele spannende Forschungsansätze, das Neueste ist das „Human Immunome Project“ bei dem das gesamte Immunsystem des Menschen mithilfe von KI entschlüsselt und codiert werden soll, um die Zukunft der Gesundheit zu verändern. Auch hierbei spielt das Mikrobiom eine große Rolle, da es sehr eng mit dem Immunsystem zusammenhängt. Neben der Forschung nimmt auch die themenspezifische Bildung in der Bevölkerung immer mehr zu.

Einfach erklärt: Was ist das Mikrobiom?

Wir bestehen nicht nur aus menschlichen Zellen, sondern unser Körper wird auch stark von Mikroorganismen besiedelt. Mikroorganismen sind mikroskopisch kleine Organsimen, darunter Zellen, Bakterien, Pilze, aber auch Viren. Ein 70kg-Mensch besitzt ungefähr 38 Billionen Mikroorganismen, was ca. genauso viel ist, wie wir menschliche Zellen haben. Wir sind halb Mensch, halb Mikrobiom. Das gesamte Mikrobiom verteilt sich in/auf unserem Körper, z.B. in der Mundhöhle, auf der Haut und das größte und vielfältigste im Darm. Diese Mikroorganismen leben in einer Symbiose mit uns, die für beide Parteien vorteilhaft ist. Bakterien haben einen warmen, dunklen Ort zum Leben, wo sie viele Nährstoffe kriegen, und wir bekommen im Gegenzug die Metaboliten, die von den Bakterien produziert werden und die unseren Körper beeinflussen.



Sie sprechen häufig von der Darm-Haut-Achse? Was ist darunter zu verstehen?

Über die eben angesprochenen Metaboliten kommuniziert der Darm mit unserem Körper. Jedes Organ-System wird unterschiedlich stark von unserem Mikrobiom beeinflusst. Die Haut ist eines der Systeme mit den stärksten Wechselwirkungen. Man kann sich die Haut wie eine Mauer aus groben Steinen vorstellen; massiv, aber durchlässig für kleinste Partikel. Somit ist ein eigener Schutz notwendig, der hier durch das Hautmikrobiom, ein engmaschiges Netz aus guten, lebenden Mikroorganismen, unterstützt wird. Der Darm hat einen positiven Einfluss auf unsere Haut, solange dieser gesund und die natürliche Bakterien-Balance der Darmflora im Gleichgewicht ist. Stress, Umwelteinflüsse oder eine gestörte Verdauung sorgen für eine Vermehrung „ungesunder“ Bakterien im Darm. Die daraufhin ausgelösten Entzündungen können sich auch auf die Haut auswirken. Gesundheitsfördernde Bakterienstämme tragen dazu bei, das Hautmikrobiom wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Auf dieser Grundlage haben Sie die Dermabacs lanciert.

Genau, wir haben uns nach dem wissenschaftlichen Ansatz gefragt, was ist wirklich erwiesen und welche Bakterienstämme wurden am meisten auf Hauterkrankungen untersucht. Dabei konnten wir vor allem Bakterienstämme in ihrer Wirksamkeit gegen Akne, Rosazea und Neurodermitis finden. Das heißt aber nicht, dass die Dermabacs für Menschen mit gesunder Haut, die lediglich kleine Unreinheiten beseitigen oder generell etwas für eine gesündere Haut tun wollen, nicht geeignet sind.

Ist der Darm auch bei kleineren Hautunreinheiten die Ursache?

Es gibt verschiedene Ursachen, wovon der Darm definitiv eine sein kann. Aber auch die Hygiene (zu viel oder zu wenig) spielt eine große Rolle, ebenso wie die Ernährung. Ständiges ins Gesicht fassen beispielsweise ist von hoher Bedeutung bei der Keimbesiedelung. Die Dermabacs helfen nur, wenn die Ursache auch beim Darm liegt, bzw. sie intrinsisch ist. Kommen die Unreinheiten durch Manipulation von außen, kann das nicht durch die Dermabacs abgefangen werden. Jedoch konnte erwiesen werden, dass einige der Bakterienstämmen in den Dermabacs die Talgproduktion verringern und das Bakterium hemmen, welches für Akne oder Pickel verantwortlich ist. Somit greifen sie auch in Mechanismen ein, die außerhalb des Darms liegen.

In den Medien werden Nahrungsergänzungsmittel und vor allem Probiotika aktuell heiß diskutiert. Oft ist davon die Rede, dass es Verschwendung sei und es dem Körper mehr schade, als es ihm gäbe. Wie ist Ihre Meinung zu solchen Artikeln?

Solche Artikel sind mit Vorsicht zu genießen. Das Mikrobiom ist ohne Zweifel ein Gebiet auf dem es sowohl Zuspruch als auch rege Diskussionen gibt, mit starken Meinungen auf beiden Seiten. Trotzdem würde ich behaupten, dass diese Artikel meist zu den eigenen Gunsten ausgelegt und Studien herangezogen werden, die in das Selbstbild passen und verallgemeinert werden. Unumstritten ist die Wirksamkeit von Probiotika, die in verschiedenen Meta-Analysen belegt werden konnte. Es gibt aber auch Einzelstudien, die gegenteilige Ergebnisse hatten. Das liegt daran, dass wir noch zu wenig über das Mikrobiom wissen. Ähnlich wie beim Ozean, von dem wir erst wenige Prozent erforscht haben, tappen wir auch beim Mikrobiom noch größtenteils im Dunkeln. Man muss sich bewusst sein, welche Auswirkungen das Mikrobiom auf unsere (mentale) Gesundheit hat. Außerdem muss jeder individuell ausprobieren, was er tut. Ob er Probiotika nimmt, Sport macht oder einen Apfel ist. Ich bin davon überzeugt, dass es für jeden Menschen die richtige Routine gibt, man muss sich probieren und rantasten.

Sie legen viel Wert auf einen ganzheitlichen Ansatz in der Gesundheit.

Unsere symbiotischen Produkte sind nicht das Ende einer Gesundheitsreise, sondern bestenfalls der Anfang. Wir wollen bei den Menschen Routinen etablieren. Eine 10-Tages-Kur beispielsweise macht aus unserer Sicht wenig Sinn, ähnlich wie bei der Ernährung. Ich kann nicht 14 Tage einen Apfel essen, und dann wieder bei einer Fastfood-Kette sitzen. Idealerweise ändert man seinen Lebensstil grundlegend. Oft heißt es „Warum Probiotika, wenn ich mich gesund ernähre?“. Der urbane Lebensraum, in dem wir leben, bietet nicht die Nährstoffe, die unser Körper benötigt, Stichwort Monokulturen in der Landwirtschaft. Gerade im Westen haben wir ein Defizit an ballaststoffreicher Ernährung. Hilfreich wäre hier das Konzept der mediterranen Ernährung oder „Eat the Rainbow“ bei dem man sich für seine Mahlzeiten an den Regenbogenfarben orientiert. Wir wollen eine gute Balance in den Alltag der Menschen bringen und sehen unsere Produkte als einen guten Einstieg, um sich mit seinem Körper und seiner Gesundheit wieder mehr auseinanderzusetzen.

Was haben Sie in Zukunft mit mybacs geplant?

Langfristig wünschen wir uns ein noch personalisiertes Angebot. Der erste Schritt in diese Richtung war die Unterscheidung der Bedürfnisse des weiblichen und männlichen Körpers. Um denen gerecht zu werden, haben wir die Dailybacs speziell für Männer und Frauen entwickelt. Es gibt Bakterienstämme, die enorm wichtig für das vaginale Ökosystem der Frau sind und dementsprechend auch in Produkten für Frauen platziert werden sollten. Auch die Interaktion zwischen Mikrobiom und Hormonhaushalt spielt eine große Rolle, bei der sich Männer und Frauen auch ganz signifikant voneinander unterscheiden. Wir sind glücklich, diesen Weg gegangen zu sein und damit vielleicht auch als Inspiration für mehr Forschung in dem Bereich zu dienen. Ganz langfristig gesehen sollten individuell zugeschnittene Probiotika das Ziel sein.

Kann man etwas zum Thema Frauengesundheit erwarten?

Das Thema der Menopause ist sehr komplex und Frauen sind in ihren Symptomen und Bedürfnissen während dieser Zeit sehr individuell. Es gibt noch keine ausreichenden Erkenntnisse darüber, inwiefern Bakterienstämme während der Menopause helfen können, weshalb wir mit einem eigenen Produkt noch warten. Trotzdem haben wir damit angefangen, die häufigsten Symptome der Wechseljahre zu unterstützen, indem wir zum Beispiel das Menopause-Set auf madame.de anbieten. Mit dem Set können Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Hautirritationen gelindert werden, wozu wir viel positives Feedback von Frauen erhalten haben. Entschieden und formuliert ist bereits ein Produkt zur Unterstützung bei PMS-Problemen mit bereits bekannten und beliebten Inhaltsstoffen, aber auch ein paar „Hidden Champions“ aus der Literatur, die wir ausfindig machen konnten.

„Unsere symbiotischen Produkte sind nicht das Ende einer Gesundheitsreise, sondern bestenfalls der Anfang. Wir wollen bei den Menschen Routinen etablieren.“

Dr. Adrian Weingart, Mitgründer von mybacs

Dr. Adrian Weingart, Mitgründer von mybacs und Mikrobiom-Experte (Foto: PR)