Kleine Beauty-Eingriffe – keine große Sache?

Ein Interview von Nicola Vidic

Der äußere Schein (Foto: Zeb Daemen)

Dermatologin Tanja Fischer erklärt, wie unbedenklich schnelle Beauty-Tweaks wie Botox wirklich sind

Um die Haut frisch und glatt zu halten, sind minimalinvasive Treatments mit Hyaluronsäure-Fillern, Biostimulatoren und Botulinumtoxin alltäglich geworden. Auch weil sie schmerzarm und verträglich sind. Um ästhetische Behandlungen noch risikoärmer zu machen, engagieren sich Hersteller wie Merz Aesthetics jetzt – neben der Qualität der Materialien – verstärkt für die Qualifikation von Ärzt*innen und die Aufklärung der Patient*innen. Dermatologin und Merz-Aesthetics-Expertin Dr. Tanja Fischer erklärt, warum das so wichtig ist.

MAISON MADAME: Warum liegt Ihnen die Weiterbildung von Ärzt*innen so sehr am Herzen?

Dr. Tanja Fischer: Auch wenn die Behandlungen sehr sicher sind, es bleiben medizinische Eingriffe mit einem – wenn auch kleinen – Risiko. Deshalb müssen Ärzt*innen auf Notfälle vorbereitet sein. Pilot*innen trainieren schließlich auch vor allem die Vermeidung von Abstürzen. Mit der ISAC, der International Society for Aesthetic Competence, haben wir ein Netzwerk aufgebaut, in dem wir uns über Probleme offen austauschen und dazu gemeinsam mit den Firmen Kolleg*innen schulen.

Für welche Notfälle müssen Ärzt*innen sich wappnen?

Das Gefährlichste ist ein Gefäßverschluss. Wenn Hyaluronsäure-Partikelchen eines Fillers eine Arterie verstopfen und das darüberliegende Gewebe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird, kann das zum Absterben der Haut und zum Erblinden führen. So was passiert zum Glück extrem selten. Dann muss man schnell reagieren und die Hyaluronsäure wieder auflösen. Das dafür nötige Medikament dürfen nur Ärzt*innen geben – Heilpraktiker*innen oder Kosmetiker*innen nicht. Deshalb finde ich es sehr kritisch, dass sie Filler spritzen dürfen.

Kann das auch bei anderen Behandlungen passieren?

Feuchtigkeits-Booster mit unvernetzter Hyaluronsäure können keinen Gefäßverschluss verursachen, und auch bei Biostimulatoren kommt das praktisch nicht vor. Da gibt es im schlimmsten Fall einen Bluterguss oder eine kleine Entzündung.

Worauf sollten Patient*innen achten?

Nur zu erfahrenen Ärzt*innen gehen und bei sehr niedrigen Preisen hinterfragen, woher das Material kommt. Warnsignale sind überdurchschnittliche Schmerzen direkt während der Injektion, aber auch am nächsten Tag, marmoriert aussehende Haut oder ein besonders schlimmer Bluterguss. Dann bitte ­sofort in die Praxis gehen und sagen, dass man eine Filler-Behandlung hatte. Bloß keine falsche Scham!

Wurde zu viel Filler injiziert, kann Hyaluronsäure mit dem Medikament Hyaluronidase aufgelöst werden. Kann das auch die körpereigene Substanz schädigen?

Das ist kein Problem, denn dieses Enzym wirkt nur vier bis sechs Stunden, in denen es die langen Molekülketten zerkleinert. Die körpereigene Produktion geht normal weiter. Es entstehen also keine „Löcher“.

Und was ist mit den Risiken von Botulinumtoxin?

Botox ist extrem sicher, es gibt keine Langzeitschäden. Ich habe mal einen schiefen Mund gespritzt. Das entstellt natürlich, geht aber nach zwei, drei Monaten wieder weg. Den Nerv selbst schädigt man nicht. Auch Faden-Liftings sind sehr sicher.

Welche Rolle spielt das Alter der Patient*innen?

Bei über 40- oder 50-jährigen Patient*innen muss ich ganz anders vorgehen als bei 20- bis 30-jährigen. Individualität ist wichtig, und auch die Haut ist dünner und das Gewebe nicht mehr so fest. Aber es gibt so tolle Möglichkeiten, die Zeit aufzuhalten. Wir müssen uns vom Alter nicht alles gefallen lassen!

„Es gibt so tolle Möglichkeiten, die Zeit aufzuhalten. Wir müssen uns vom Alter nicht alles gefallen lassen!“

Dr. Tanja Fischer

Dermatologin Dr. Tanja Fischer

Dermatologin Dr. Tanja Fischer betreibt Praxen in Potsdam und Berlin, ist Merz-Aesthetics-Expertin und Präsidentin der internationalen Gesellschaft für ästhetische Kompetenz.