Hautsache Wechseljahre
Die Wechseljahre gehen vielen Frauen unter die Haut – wortwörtlich. Die Haut wird dünner, Fältchen graben sich ein, sogar das Krebsrisiko kann steigen. Kurzum: Es ist Zeit, sich besonders gut um die Haut zu kümmern
Der Rückgang der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron in den Wechseljahren haben einen unmittelbaren Einfluss auf unsere Haut. Klinische Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der Östrogenmangel auch an der Entstehung von Hautkrebs beteiligt sein könnte. Was ist dran – und wie können wir unsere Haut am besten schützen? Wir sprachen mit Dr. Alice Martin, Ärztin und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic.
MAISON MADAME: Frau Dr. Martin, welchen Einfluss haben Hormone auf unsere Haut?
Dr. med. Alice Martin: Hormone sind Botenstoffe, die den gesamten Körper steuern. Sie beeinflussen nicht nur unsere Stimmung und unseren Energiehaushalt, sondern haben auch direkten Einfluss auf unsere Hautgesundheit. Insbesondere bei Frauen spielen Hormone eine zentrale Rolle, da sich ihr Hormonspiegel im Laufe des Menstruationszyklus, während der Schwangerschaft und in den Wechseljahren stark verändert.
Kein Wunder also, dass sich die Wechseljahre bei vielen Frauen auch an der Haut bemerkbar machen.
Während dieser Zeit geht die Hormonproduktion allmählich zurück – das gilt insbesondere für die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Haut haben. Mit dem sinkenden Östrogenspiegel verliert die Haut ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern, was zu einer trockeneren und weniger elastischen Haut führen kann.
Mit anderen Worten: Die Haut altert …
Genau! Mit dem Rückgang des Östrogenspiegels verlangsamt sich auch die Kollagenproduktion. Dadurch wird die Haut dünner und es können zunehmend Linien, Falten und Pigmentflecken entstehen. Außerdem reguliert Östrogen den Hauterneuerungsprozess und beeinflusst die Geschwindigkeit der Zellteilung und -regeneration. Sinkt der Östrogenspiegel, können sich die Zellen weniger schnell erneuern. Eine mögliche Folge: Die Haut sieht müde und fahl aus.
Ist es denn sinnvoll, mit einer Hormonersatztherapie gegenzusteuern?
Die Hormonersatztherapie wird Frauen verschrieben, um die Symptome der Wechseljahre zu lindern, und das schließt die Hautveränderungen mit ein. Ob sie sinnvoll ist und welche Möglichkeiten es gibt, sollte immer mit der Hautarztpraxis und vor allem dem Gynäkologen oder der Gynäkologin besprochen werden.
Wie kann ich meine Haut noch unterstützen, abgesehen von einer Hormonersatztherapie?
Eine der wichtigsten Maßnahmen bei der Hautveränderung in der Menopause ist eine passende Hautpflege. Auch eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Lebensmittel, die reich an Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren und Vitaminen sind, können entzündungshemmende Eigenschaften besitzen und die Hautgesundheit unterstützen. Und ich empfehle zusätzlich, sich gynäkologisch vorzustellen, denn in vielen Fällen ist eine hormonelle Begleitung sehr sinnvoll und beschwerdelindernd.
Und wie sieht die richtige Hautpflege aus?
Viele Cremes werben mit besonderen Inhaltsstoffen. Da verliert Frau schnell den Überblick. Deshalb hier zwei Tipps: Produkte mit Antioxidantien helfen, das Hautbild zu verbessern, und Hyaluronsäure ist ein hervorragender Feuchtigkeitsspender. Eine weitere Option sind sogenannte topische, also lokale Behandlungen, die speziell für die Haut während der Wechseljahre entwickelt wurden. Um der Haut etwas Gutes zu tun, sollte man darüber hinaus – möglichst täglich! – einen Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden. Auch an bewölkten Tagen können schädliche UV-Strahlen die Haut erreichen und der Haut schaden.
Ein gutes Stichwort! Klinische Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der Östrogenmangel auch an der Entstehung von Hautkrebs beteiligt sein könnte. Steigt das Hautkrebsrisiko also in den Wechseljahren?
Studien haben gezeigt, dass Frauen, die eine Hormonersatztherapie mit Östrogen durchführen, ein geringeres Risiko für Basalzellkarzinome haben könnten. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Hinweise darauf, dass ein Anstieg des Östrogenspiegels, etwa während der Schwangerschaft oder bei der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln, das Risiko für das maligne Melanom, auch bekannt als „schwarzer Hautkrebs“, erhöhen könnte. Sehr häufig kommt es durch Östrogene zu einer vermehrten Anregung der pigmentbildenden Zellen. Die Frage lässt sich also nicht eindeutig beantworten, umso wichtiger ist die Forschung zu den Wechseljahren.
Wie kann man Hautkrebs vorbeugen – abgesehen von gutem Sonnenschutz?
Mit einem gesunden Lebensstil! Mit Verzicht auf Tabakkonsum sinkt etwa das Risiko von bestimmten Hautkrebsarten wie dem Plattenepithelkarzinom. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Obst und Gemüse unterstützt die Hautgesundheit und trägt indirekt zur Hautkrebsprävention bei. Besonders wichtig ist aber eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung, idealerweise einmal im Jahr.
… und auffällige Hautveränderungen und Muttermale im Blick behalten.
Dafür kann man sich die ABCDE-Regel als grobe Daumenregel zunutze machen – also auf Asymmetrie, Begrenzung, Farbe (C für Color), Durchmesser und Erhabenheit/Entwicklung achten. Das heißt: Verändert sich ein Muttermal, ist es asymmetrisch, besonders groß, erhaben oder hat einen „unscharfen“ Rand oder eine ungewöhnliche Farbe – ab zum Hautarzt oder zur Hautärztin!
Übrigens: Wenn eine schnelle erste fachärztliche Einschätzung eines Muttermals notwendig ist, kann auch unsere dermanostic-App mit der digitalen Behandlung helfen. Einfach per App drei Fotos von der betroffenen Stelle schicken und einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Innerhalb von 24 Stunden kommt die Rückmeldung des Hautfacharztes oder -ärztin inklusive eines verständlichen Arztbriefes, Diagnose und Therapieempfehlung. Bei Rückfragen können sich Patient:innen an das Medical-Team wenden.
„Ein gesunder Lebensstil schützt unsere Haut: Rauchen aufgeben, gesunde Ernährung, täglicher Sonnenschutz und regelmäßige Hautkrebsvorsorge“