Happy World Menopause Day!

Ein Artikel von Isabell Spilker

Ein Grund zu lächeln (Foto: Adriano Russo)

Über 9 Millionen Frauen in Deutschland sind gerade in den Wechseljahren – wer wird da noch von einem Nischenthema sprechen? Endlich reden wir darüber, wenn auch noch nicht genug

Immer am 18.10. ist Welt-Menopause-Tag! Die eine oder andere hört vielleicht zum ersten Mal davon, dabei gibt es ihn bereits seit 1984! Vor allem in den letzten Jahren ist das Thema Wechseljahre in die öffentliche Wahrnehmung gerückt – dank des Engagements vieler Frauen, die diese Phase des Lebens durchlebt haben oder gerade mittendrin stecken und sich fragen: Warum hat mir keiner gesagt, was mich da erwartet? Warum weiß niemand in der Arbeitswelt darüber Bescheid, warum werden die Auswirkungen auf den Körper, die Psyche, das Umfeld und das Arbeitsleben so wenig beachtet?

Sehr gefragt

Immerhin: Glaubt man Google, haben unser aller Ambitionen, die Werbetrommel für das Thema zu rühren, zunehmend Erfolg. Das Suchinteresse nach dem Thema Menopause erreicht in Deutschland gerade ein Rekordhoch. Die Suchanfragen stiegen in diesem Jahr um 30 Prozent, das Thema Perimenopause stieg um 70 Prozent und Postmenopause um unglaubliche 210 Prozent in diesem Jahr.

Auch wenn die Awareness laut Google steigt, zeigte eine Umfrage unter 1.000 Frauen zwischen 40 und 55 Jahren:


88% haben sich nicht mit dem Thema beschäftigt

47% konnten gar nichts mit dem Begriff „Perimenopause“ anfangen

85% litten unter drei oder mehreren wechseljahrstypischen Beschwerden

aber: 65% brachten diese überhaupt nicht damit in Verbindung

79% wussten nicht, was sie gegen diese Beschwerden unternehmen könnten

nur 35% der Befragten glaubten, ihr*e Frauenärzt*in könnte ihnen helfen.


Warum ist das so? Weil zum Beispiel die Wechseljahre noch immer nicht Bestandteil der Ausbildung von Ärzten ist, maximal ein Randthema. Nach wie vor bekommen außerdem Gynäkolog:innen pro Quartal 16,89 Euro für Beratungen von Frauen in den Wechseljahren, unabhängig von der Häufigkeit ihrer Praxisbesuche. Sinnvoll wäre es, ähnlich wie es für die Mammographie-Einladung zum 50. Geburtstag gibt, Frauen im Alter von 40 Jahren auf die frühen Anzeichen der Wechseljahre hinzuweisen. Dies könnte verhindern, dass sie zu lange warten, bis sie medizinische Hilfe suchen, oder sogar falsch mit Medikamenten behandelt werden, wie beispielsweise mit Antidepressiva.

Schluss mit Unwissenheit

Viele Frauen kündigen oder reduzieren weiterhin ihre beruflichen Aktivitäten aufgrund der gesundheitlichen Herausforderungen während der Wechseljahre. Sie wissen oft nicht, wie sie ihre Beschwerden behandeln können. Unternehmen ignorieren das Thema, und selbst in den Personalabteilungen wird darüber nicht gesprochen. Stattdessen sollten sie sich viel stärker für Frauen ab 45 engagieren. Angesichts des Fachkräftemangels ist es nicht hinnehmbar, dass erfahrene Frauen den Arbeitsplatz verlassen und wertvolles Wissen für die Unternehmen verloren geht.

Wir und alle Aktivistinnen werden deswegen nicht müde, uns mit diesem Thema zu beschäftigen, denn: Die Wechseljahre sind ein unvermeidlicher und universeller Aspekt des Lebens. Sie betreffen nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Daher sollte auch die Politik sich mit den Herausforderungen und Bedürfnissen der Menschen in diesem Lebensabschnitt befassen. Dies würde zu einer breiteren gesellschaftlichen Diskussion führen und dazu beitragen, Vorurteile und Missverständnisse abzubauen.

Die Mission

Aktivistinnen wie Miriam Stein, Dr. Julia Bildau, Ildiko von Kürty und Dr. Sheila de Liz sprechen deswegen heute (18.10.2023) anlässlich des Welt-Menopause-Tages erneut im Bundestag. Die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Dorothee Bär, die auch das Schlusswort sprechen wird, sagt: „Die Hälfte unserer Bevölkerung ist betroffen, aber die meisten leiden still. Das kann nicht sein. Das Thema Wechseljahre gehört dringend in den politischen Raum.“ Die CDU hatte in einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung um Stellungnahme gebeten, welche Programme laufen oder zumindest geplant sind, um das Thema Wechseljahre aus dem Tabu zu holen. „Weder sind Forschungsvorhaben geplant noch findet der Leidensdruck von Frauen in dieser Lebensphase angemessene Berücksichtigung im Arbeitsschutz. Dabei reden wir über Millionen Betroffene und Milliarden an Folgekosten unbehandelter Symptome.“

Frauen verbringen mehr als ein Drittel ihres Lebens nach der Menopause. Warum wird diesem Lebensabschnitt in der Forschung, der Arbeitswelt und im sonstigen Alltag weiterhin so wenig Beachtung geschenkt? Uns bei MAISON MADAME treibt das an – wir machen weiter!