Ein besseres Bauchgefühl

Ein Artikel von Silvia Ihring

Man wird ja wohl noch träumen dürfen... (Foto: Adriano Russo)

Die aktuelle Fashion lenkt den Blick auf die Körpermitte und damit auf die Frage: Wie bekommt man einen vorzeigbaren Bauch?

Bauch und Taille haben gerade ihren Fashion-Moment. Das kann man gut finden – oder ab einem gewissen Alter einfach ignorieren. Der Trend ermuntert aber auch dazu, die eigene Körpermitte zu feiern. Ein sexy Bauch ist eher eine Frage der Ausstrahlung als eine des Sixpacks. Und doch sind die Ansprüche an die eigene Körpermitte oft hoch.

Untrainierten Armen und Beinen werden in Tanktops oder Shorts die Freiheit gegönnt – aber der Bauch verdient sich das Crop-Top nur, wenn er die Topform einer Hochleistungssportlerin erreicht. Nackte Haut am Bauch fällt eben mehr auf und bildet Röllchen beim Sitzen. Zudem wird der Bauchfrei-Look seit Jahrzehnten mit einem jugendlichen, straffen Körper assoziiert, dessen Ideal von Models, Popstars und Schauspielerinnen vorgeführt wurde, vorzugsweise auf Instagram.

Bei all dem Fokus auf Optik und Ästhetik geht der Blick für das Wesentliche verloren: Ein starker Bauch, flach oder nicht, ist gesund. Die Bauchmuskulatur stützt die Wirbelsäule mit, entlastet den Rücken und beugt Schmerzen vor. Zu viel Bauchfett, vor allem das sogenannte Viszeralfett, das sich im Bauchraum ansammelt, erhöht das Risiko für Herz- Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus. Um dem vorzubeugen, lohnt ein Blick nach innen: Blähgefühle, Schmerzen oder Verdauungsstörungen sind Anzeichen für eine Körpermitte, die aus der Balance geraten ist.

Der Triathlon für einen schönen Bauch

1. Krafttraining

Die Zauberroutine, mit der sich alle Fettpolster am Bauch wegtrainieren lassen? Gibt es so nicht, erklärt der Bewegungstherapeut und Personal Trainer Arlow Pieniak, der das Studio Work it Training betreibt. „Wo der Körper Fett verbrennt, ist von vielen Faktoren abhängig. Keiner davon lässt sich ernsthaft beeinflussen.“ Fest steht trotzdem: Eine Mischung aus regelmäßigem Kraft- und Intervalltraining, verbunden mit einem leichten Kaloriendefizit (bei den meisten Menschen maximal 300 Kalorien), fördern generell die Fettverbrennung.

Dazu empfiehlt Pieniak Übungen, die die natürliche Aufgabe der Rumpfmuskulatur (und damit der Bauchmuskeln) unterstützen: den Abstand von Becken und Rippen bei Belastung konstant zu halten. „Alle Übungen, die genau diese Aufgabe erfordern, sind zielführender als Übungen, die Becken und Rippen absichtlich immer wieder zueinander führen.“ Das heißt: Planks oder Sit-ups statt Crunches oder Klappmesser.

2. Bauch-Behandlungen

Treatments der neuen Generation unterstützen die Straffung der Haut am Bauch ebenso wie die Fettreduktion, ganz ohne Operation. Dr. Tatjana Pavicic, Expertin für ästhetische Dermatologie beim Anbieter für ästhetische Medizin-Innovationen Merz Aesthetic, zählt UltherapyTM zu ihren Favoriten. „Dabei wird Ultraschallenergie in Hitze umgewandelt und gezielt nicht nur in die Haut, sondern auch in die Faszie gebracht“, erklärt sie. So entstehen kleine Verletzungen, die den Wundheilungsprozess und infolge Kollagen- und Elastinfasern stimulieren. Das führt zu einer Straffung des gesamten Bindegewebes. Regelrecht „wegschmelzen“ soll Bauchfett wiederum bei einer endodermalen Radiofrequenztherapie. Dafür wird eine feine Sonde unter die Haut oder in das Unterhautfettgewebe des zu behandelnden Areals eingeführt und die Radiofrequenzenergie gezielt und mit exakt ein- stellbarer Temperatur appliziert.

3. Comfort Food

Industriell verarbeitete Lebensmittel, zu viel Zucker, Fleisch und Alkohol: Eine solche Ernährungsweise erhöht auf Dauer den Anteil an Viszeralfett. „Dieses Fettgewebe ist äußerst hormonaktiv und schüttet ständig Botenstoffe aus, sogenannte Adipokine, die niedriggradige Entzündungen fördern“, schreiben die Expert*innen der Detox-Klinik „Lanserhof“ in ihrem Kochbuch „Die Heilende Kraft der Ernährung“ (Gräfe & Unzer). Über das Blut gelangen diese Mikroentzündungen zu anderen Organen und können auf Dauer Krankheiten auslösen. Die gute Nachricht: Bauchfett baut sich im Vergleich zu normalem Unterhautfettgewebe wesentlich schneller ab. Dabei hilft eine pflanzenbasierte Ernährung mit Gemüse, das reich an Antioxidantien ist – wie Spinat, Mangold, Wurzelgemüse, Zucchini –, und: Fett. Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Makrele, Lachs und auch Leinsamen enthalten sind, wirken antientzündlich.

Um Blähungen, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen zu vermeiden, empfiehlt das Team vom „Lanserhof“ vor allem Ballaststoffe, die in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und vollwertigem Getreide stecken. Auch Probiotika, also fermentierte Nahrungsmittel wie Kimchi und Kefir helfen mit den in ihnen steckenden Bakterienkulturen, das Mikrobiom aktiv und damit den Darm gesund zu halten.

„Durch die Behandlung mit einer Temperatur von 80 Grad Celsius lösen sich Fettzellen auf, die freigesetzten Fettsäuren werden abtransportiert und abgebaut“

Dr. Tatjana Pavicic, Expertin für ästhetische Dermatologie bei Merz Aesthetic