Detox: So werden Sie die beste Version Ihrer selbst
Mehr Energie, ein Push für die körperliche und mentale Gesundheit – und Schönheit, die von innen nach außen strahlt. Dr. Jan Stritzke, Experte für Detox und Regeneration, erklärt, wie sich das erreichen lässt
Wir haben zwar gelernt, auf unseren Körper zu hören, doch manchmal nuschelt er. Dann fühlen wir uns angeschlagen, die Haut ist fahl, die Augen haben schon mehr geleuchtet. Begriffe wie Rundumerneuerung und Detox ploppen ins Bewusstsein: Wäre es nicht wunderbar, einmal den ganzen Organismus zu entrümpeln und Zelle für Zelle durchzuputzen – und die Seele am besten gleich mit? Dr. Jan Stritzke, ärztlicher Direktor des neuen „Lanserhof Sylt“, ist ein Experte auf diesem Gebiet.
MAISON MADAME: Obwohl wir in einem wohlhabenden Land und äußerst komfortabel leben, fühlen sich viele Menschen sehr oft erschöpft – woran liegt das?
Dr. Jan Stritzke: Wir sind genetisch immer noch Jäger und Sammler. Unser Stoffwechselsystem hat sich nicht an das Leben von heute angepasst. Und das bedeutet, dass der Körper alles, was er an Essen, an Energie bekommt, speichert – für schlechte Zeiten. Doch Notzeiten ohne Nahrung gibt es nicht mehr. Auch die Bewegung fehlt. Das macht uns müde und auf Dauer krank.
Die Gründe dafür sind also zu viel und zu häufiges Essen sowie Bewegungsmangel?
Und Stress! All das führt zur Überlastung unseres Systems und zur Silent Inflammation, einer unbemerkten chronischen Entzündung. Und das schon bei jungen Menschen. Diese Entzündungen belasten unsere Entgiftungssysteme, was den Energiemangel noch verstärkt. Und sie befördern die sogenannten Zivilisationskrankheiten. Sie sind, das ist mittlerweile wissenschaftlich belegt, der Motor des Alterns.
Was hilft?
Ernährungsintervention und Bewegung. Darauf basiert auch die „Lanserhof“-Kur. Es ist wissenschaftlich klar bewiesen, dass wiederholter Nahrungsentzug im Körper viele positive Effekte hat und letztlich das Leben verlängern kann – beim Einzeller wie beim Menschen. Ein Effekt ist zum Beispiel die sogenannte Autophagie. In Nahrungspausen baut der Körper jene Proteine ab, die nicht mehr funktionieren und Krankheiten auslösen. Das führt zu einer Verjüngung der Zellen. Für die Entdeckung dieses Recyclingprogramms hat Yoshinori Ōsumi 2016 den Nobelpreis erhalten.
Die „Lanserhof“-Kur fängt wie jede Fastentherapie mit der Darmreinigung an. Warum ist das so wichtig?
Das Abführen bewirkt eine Reduktion aller Bakterien im Darm. Durch die gesunde, vollwertige Ernährung werden dann überwiegend die guten Bakterien wieder angezüchtet – das Mikrobiom bekommt einen Neustart. Damit verschwindet auch die Silent Inflammation aus dem Darm. Die ersten Tage der Kur sind – insbesondere bei Menschen, die noch nie gefastet haben – hart. Denn wenn der Körper anfängt, seinen Stoffwechsel von der Verbrennung von Nahrungsmitteln auf die Fettverbrennung umzustellen, kann das zu einer Übersäuerung führen. Wir bekommen Kopfschmerzen, schlechte Laune, Albträume – die sogenannte Fastenkrise. Nach wenigen Tagen des Fastens aber produziert der Körper beim Fettabbau die sogenannten Ketonkörper. Diese dienen als Ersatzbrennstoff für’s Gehirn, wenn kein Zucker zugeführt wird. Sie machen glücklich, kreativ und sehr fokussiert. Beim Jäger und Sammler dienten sie dazu, ihn in Hungerphasen für die Jagd zu mobilisieren.
Man liest immer wieder, es gebe keine Schlacken in einem gesunden Körper, Detox sei überflüssig ...
Schlacken wie in einem alten Ofenrohr gibt es natürlich nicht. Die Autophagie, also die Zellreinigung, kann man aber durchaus als Entschlackung der Zellen bezeichnen. Fakt ist, dass Fasten wichtige reinigende Effekte hat. Neben der Darmsanierung und der Autophagie die Stoffwechselumstellung, die zur Senkung des Insulinspiegels und zur Fettverbrennung führt. Und last not least: zum mentalen Neustart.
Muss es immer eine ganze Kur sein – oder reichen einzelne Tage?
Auch einzelne Entlastungstage, an denen Sie nur Brühe trinken, sind effizient. Oder das Intervallfasten 16/8 etwa – auf Frühstück und Mittagessen folgen 16 Stunden Nahrungspause. So kommt die Autophagie, die Selbstreinigung der Zellen, in Gang. Aber nur, wenn Sie das Abendessen auslassen. Aufs Frühstück zu verzichten, bringt nichts! Denn abends arbeitet unser Stoffwechsel einfach nicht mehr genügend, so entstehen Fettgewebe. Wir wissen inzwischen sogar, dass 16/8 mit dem Weglassen des Frühstücks schlechter für den Stoffwechseleffekt ist als die klassischen drei Mahlzeiten am Tag.
Was gibt es für hilfreiche Begleiter beim Detoxen?
Lymphdrainagen etwa aktivieren den Abfluss der Lymphflüssigkeit, damit ausgeschiedene Stoffwechselprodukte der Zellen schneller abtransportiert werden. Basen-Infusionen und Bäder können beim Entgiften die Symptome der Übersäuerung lindern.
Neben naturheilkundlichen Treatments bietet der „Lanserhof“ auch sehr moderne Therapien. Ihr Favorit?
Das IHHT, Intervall Hyper Hypoxie Training. Der Patient bekommt im Wechsel wenig Sauerstoff – wie in den Bergen auf 3000 Metern Höhe – und ganz viel Sauerstoff. So wird der Stoffwechsel aktiviert, und neue Mitochondrien, das sind die Kraftwerke der Zellen, werden produziert. In kürzester Zeit wird man mental, aber auch körperlich viel leistungsfähiger. Diese Therapie unterstützt perfekt die durch das Fasten bewirkten Stoffwechselumstellungen.
Welche Rolle spielt beim Essen das Wann und Wie?
Wichtig ist, immer zur gleichen Zeit zu essen. Und grundsätzlich auf das Kaiser-König-Bettelmann-Prinzip zu achten: ein gutes Frühstück, leichtes Mittagessen, kleines Abendessen mit wenig Kohlehydraten. Denn in der Früh‘ verdauen wir am besten, abends hin gegen wird nichts mehr verbrannt.
Gibt es spezielle Lebensmittel, die Power geben und unbedingt auf den Speiseplan gehören?
Es kommt nicht auf einzelne Lebensmittel an, sondern auf die viel zitierte ausgewogene und frisch zubereitete Kost. Wir müssen uns bewusst machen, dass die verarbeiteten Lebensmittel mit dem vielen Zucker das Problem unserer Zeit sind.
„Es muss nicht immer eine ganze Kur sein. Auch einzelne Entlastungstage, an denen Sie nur Brühe trinken, sind effizient.“
Detox für zu Hause:
5 Entgiftungs-Booster
Unser Körper hat beim Detoxen viele Helfer: So unterstützen Sie Haut, Leber, Galle, Nieren und Atmung bei ihrer wichtigen Arbeit.
Warme Wickel
für die Leber: Feuchtwarme Tücher
Bitterstoffe
für die Galle: Brennnessel und Löwenzahntee sollen das Organ stärken und beim Fettabbau helfen.
Eine Extraportion Wasser
für die Nieren: Jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen zwei Gläser Wasser zu trinken, soll helfen, die über Nacht abgebauten Giftstoffe auszuschwemmen.
Bürstenmassagen
für die Haut: Eine sanfte Ganzkörpermassage mit einer Trockenbürste stimuliert die Durchblutung, regt das Lymphsystem an und macht nebenbei die Haut streichelweich und angeblich sogar straffer.
Atemübungen
Liegend oder sitzend mit geschlossenen Augen langsam und bewusst ein und ausatmen – die tiefe Atmung kann das Stressniveau deutlich senken.