Außerhalb der Regel Blut im Slip?

Ein Artikel von Prof. Dr. Marion Kiechle

In unserer Rubrik beantwortet Prof. Dr. Marion Kiechle Fragen, die Frauen wie wir uns immer schon gestellt haben

"Ich habe immer wieder außerhalb der Regel Blut im Slip! Muss ich mir Sorgen machen?" Nur nicht gleich rotsehen: Zwischenblutungen können ganz natürliche Ursachen haben. Professor Marion Kiechle erklärt, was normal ist und wann man doch besser zum Arzt oder zur Ärztin gehen sollte

Blutungen außerhalb der Regel sind vor allem eines: lästig und, je nach Ausmaß und Situation, sogar peinlich. Kürzlich stand vor mir bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen eine junge Frau in einem zitronengelben Glockenrock. Darauf entdeckte ich einen kleinen, aber dennoch gut sichtbaren Blutfleck. Ich zögerte kurz und fasste mir dann doch ein Herz, sie anzusprechen: „Sie haben sich da wohl in was reingesetzt …“ Sie lächelte dankbar, zog unaufgeregt eine Strickjacke aus der Tasche und band sie um die Taille.

Entwarnung

Viele Frauen erschrecken, wenn es außerhalb der Menstruation zu einer Blutung kommt. Meistens ist diese jedoch harmlos. Eine mögliche Ursache ist die Ovulation. Beim Eisprung können Gefäße der Eierstockoberfläche aufplatzen und somit etwas Blut über die Eileiter in die Gebärmutter und Vagina gelangen. Auch bei der Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut können kleine Gefäße der gut durchbluteten Schleimhaut verletzt werden.

Beginn der Pilleneinnahme

Die Einnahme der Antibabypille kann ebenfalls mit einer leichten Zwischenblutung, die auch als „Spotting“ bezeichnet wird, verbunden sein. Besonders häufig passiert dies zu Beginn der Einnahme oder wenn auf ein anderes Präparat gewechselt wird. Insbeson­dere bei Pillen mit niedrigem Östrogenanteil. Normalisiert sich das nach drei bis sechs Zyklen nicht, kann eine Pille mit höherem Östrogenanteil helfen. Man hat beobachtet, dass Frauen, die viel Kaffee, Nikotin und auch Ginseng konsumieren, häufiger von Spotting betroffen sind. Die Ursache ist unklar, vermutet wird eine gesteigerte Empfindlichkeit der Gefäße. Auch nach Corona-­Impfungen sind in letzter Zeit Zyklus-unregelmäßigkeiten und Zwischenblutungen festgestellt worden, jedoch meist nur einmalig.

Ursache auf den Grund gehen 

Anders verhält es sich bei stärkeren Zwischenblutungen. Ursache können eine Entzündung der Gebärmutter, eine gestörte Frühschwangerschaft oder bös­artige Veränderungen sein. Eine Sonderform stellt die Kontaktblutung dar. Hier kommt es nach dem Sex zu einer vaginalen Blutung. Verantwortlich dafür kann ein Ausbreiten der auf Berührung sehr empfindlich reagierenden Gebärmutterschleimhaut an der Oberfläche des Muttermunds sein – völlig harmlos. Als weitere Ursache kommt aber leider auch Gebärmutterhalskrebs infrage.

Deshalb gilt: Kontaktblutungen, stärkere Zwischenblutungen, eventuell noch mit Fieber und Schmerzen, sollten Sie unbedingt frauenärztlich beurteilen lassen.

Ihre Sachbücher sind Bestseller. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München, beschäftigt sich für MAISON MADAME mit Themen rund um die Frauengesundheit und hat im MADAME-Magazin eine eigene Kolumne.

Prof. Dr. Marion Kiechle (Foto: Simon Koy)