Achtung, Flash Period!

Ein Artikel von Isabell Spilker

Menopause, da bist du! Oder doch nicht? (Foto: Fredrik Altinell)

„Ich bin durch“ ist der womöglich kürzeste Wechseljahre-Witz aller Zeiten. Kaum glaubt man, die Regel endlich los zu sein, kehrt sie mit aller Wucht zurück. Flash Periods, also plötzliche, starke Blutungen nach langer Pause, sind in den Wechseljahren normal. Wie kommt das?

Da ist sie ja wieder, die alte Bekannte. Meist völlig unerwartet und irgendwie im denkbar ungünstigsten Moment: im hellen Business-Anzug beim wichtigen Vorstands-Meeting, im neuen Bikini am Strand von Ibiza, in der mittleren Reihe auf dem mittigsten Sitz in der Oper. Und sie kommt mit Karacho. Mit dem Rücken zur Wand (in der Oper?! am Strand?) drücken wir uns also aus der unangenehmen Situation und stürzen auf die Toilette, um festzustellen, was wir längst wissen: Wir sind rot bis an die Knie und kein Pulli ist zur Hand, der das Elend überdecken könnte

Zwei ungünstige Bedingungen: Unerwartet und ungewöhnlich stark

Was erschreckend aussieht und superärgerlich ist, hat – Überraschung! – hormonelle Hintergründe. Frauen in den Wechseljahren merken meist schon viele Monate oder gar Jahre vor Aussetzen der Regel, dass sich etwas ändert. Oft treten schon jetzt starke oder langanhaltende Blutungen auf, was eben an der hormonellen Umstellung liegt. Dadurch kann der Zyklus aus dem gewohnten Takt geraten. „Die Blutungen werden in der Perimenopause meist zunächst in ihrer Frequenz seltener – und irgendwann hören sie komplett auf", sagt Dr. Elena Leineweber, Gynäkologin. Kommt die Regelblutung nun also über längere Zeit nicht mehr, ist das ist der Punkt, an dem wir denken: Wir haben es geschafft – Menopause, da bist du! Wie falsch wir damit liegen können...

„Unglücklicherweise kann es passieren, dass eine Frau eine Blutung im März hatte, und fünf, sechs Monate nichts mehr, und dann kommt sie mit plötzlich im September dreimal so stark wieder“, erzählt Doktor Ela aus der Praxis. Was dahinter steckt: „In dieser Zeit der Umstellung kann immer mal wieder ein Zyklus in Gang kommen, solange es noch ein bisschen hormonelle Aktivität von den Eierstöcken gibt.“ Weil aber in aller Regel kein Eisprung stattfinde, sei die hormonellen Inbalance noch größer und die Extreme noch stärker. Die Gebärmutterschleimhaut hat sich in dem Fall einerseits stärker verdickt als sonst, und es blutet außerdem unkontrollierter ab: als „Flash Period“, Sturzblutung. Es kommen also zwei ungünstige Bedingungen zusammen: Wir sind einerseits nicht mehr darauf vorbereitet, denn wir gehen ja davon aus, mit dem Thema durch zu sein, und andererseits ist die Blutung viel, viel stärker als wir es die Jahre zuvor gewohnt waren

Hormonspirale, Verödung oder Hormontherapie 

Die schlechte Nachricht: Wer dazu neigt, den wird es meist nicht nur einmal treffen. Neben einem (hoffentlich) stilvollen und überstürzten Abgang aus unangenehmen Situationen, bleiben aber einige medizinische Möglichkeiten. „Eine gut funktionierende Lösung ist zum Beispiel eine Hormonspirale, welche den Vorteil hat, die Schleimhaut flachzuhalten“, erklärt Elena Leineweber. „Da wir über einen Zeitraum von mehreren Jahren sprechen, die dieser hormonelle Übergang dauert, kann das für betroffene Frauen eine gute Lösung sein.“ Da sie direkt am Endometrium wirke, also der Gebärmutterschleimhaut, und die Hormone nicht über die Blutbahn übergehen, sei das Thromboserisiko nicht höher als das von Frauen gleichen Alters, die keine Spirale verwenden. Auch eine Verödung der Schleimhaut sei eine Option, wenn die Blutungen häufig wiederkehren und sehr stark sind.

In jedem Fall empfiehlt Leineweber, auch einzelne starke Blutungen mit dem Arzt oder der Ärztin zu besprechen. Kommen noch andere Wechseljahrsbeschwerden hinzu, kann es auch sinnvoll sein, die Vor- und Nachteile einer Hormontherapie abzuwägen. „In manchen Fällen sind die Blutungen auch durch Veränderungen der Gebärmutter bedingt, etwa weil die Frau Polypen oder Myome hat.“ Diese kommen ab einem gewissen Alter bei sehr vielen Frauen vor und brauchen eine andere, spezifische Behandlung, womit man das Problem in der Regel gut in den Griff kommt.

Wir sehen also: Es gibt Lösungen. Die zweite Flash Period wird uns nicht unvorbereitet treffen. Wer zum Team „Ausharren“ gehört und nicht medizinisch intervenieren möchte, für den ist vielleicht die Investition in einen Satz Periodenunterwäsche eine gute Idee. Die gibt es für extrastarke Blutungen und in allen beliebigen Farben. Als Sicherheitsnetz bei wichtigen Terminen oder für helle Outfits.

„Solange es noch hormonelle Aktivität im Eierstock gibt, kann ein Zyklus immer wieder in Gang kommen““

Dr. Elena Leineweber

Gynäkologin Dr. Elena Leineweber (Foto: Privat)

Dr. Elena Leineweber, Gynäkologin, klärt als Doktor Ela in Social Media über Hormone, Fruchtbarkeit und andere Themen auf