Basel City-Guide
Klein, aber nicht provinziell. Alt, aber nicht altmodisch: Die Schweizer Stadt ist das heißeste Pflaster der internationalen Kunstszene und idyllische Oase zugleich.

Basel bezaubert
An jeder Straßenecke Galerien, von Künstlern gestaltete Hotelzimmer, Spitzengastronomie mitten im Museum, Kneipen mit Bildern an den Wänden, die Sammlerherzen höher schlagen lassen, etwa 40 Museen und eine Handvoll exquisiter Privatsammlungen?
Basel atmet Kunst! Sie ist hier Lebenselixier und wirkt auf die idyllische Stadt wie ein alles illuminierendes Feuerwerk. Im Frühling wechseln Kulturszenegänger (und das sind hier einfach mehr als sonst wo) fröhlich die Locations: Künstlertreffs der warmen Tage sind statt schicker Designlokale und uriger Beizli nun die Biergärten und Rheinterrassen. Man diskutiert bei Röschti, Geschnetzeltem und einem Glas Fendant über Rauschenberg und Rauch, die nächste Art Basel und die sagenhaften Preise in Zeiten der Krise.
Die Basler Bildungsbürger indes bringt nichts aus der Ruhe. Sie leben ja in einer Stadt, die auf alten Werten ruht: seit 550 Jahren eine Universität hat, Erasmus von Rotterdam seine intellektuelle Heimat gab, in der Holbein leidenschaftlich malte. Und in der Nobelpreisträger Heinrich Böll an seinem Lieblingstisch im legendären Kafihus "Zum Isaak" am Münsterplatz Romane schrieb. Überhaupt die Altstadt: Sie ist eine der schönsten und intaktesten in Europa. Ihre Architektur spannt einen aufregenden Bogen zwischen Altehrwürdigem und Avantgarde.
Da das imposante Münster - ein romanisch-gotischer Prachtbau, den man von überall her im Blick hat. Dort die wunderbar verrückt-verspielten mobilen Skulpturen von Jean Tinguely - wie der berühmte "Fasnachtsbrunnen" in der Nähe des Stadttheaters. Auch die beiden Baseler Stararchitekten Herzog & de Meuron, die hier ihre Basis haben, prägen die Optik der Region. Vor den Toren der Stadt haben sie gerade in Weil am Rhein ihr Vorzeigeprojekt Vitra Campus um ein Schmuckstück erweitert: einen spektakulären Showroom-Komplex für Designermöbel, der aus ineinander- und übereinandergestapelten Häusern besteht.
Zurück ins Zentrum: Vor dem scharlachroten Rathaus mit seinen wunderschönen Wandmalereien ergießt sich das farbenfrohe und quirlige Treiben auf dem Obst- und Gemüsemarkt. Basel ist eine Stadt der Flaneure. Die gerne nach einem Latte macchiato in einem der Straßencafés am Barfüsserplatz in Richtung St. Alban-Vorstadt weiterziehen. Die pittoresken Fachwerkhäuser beherbergen viele kleine Boutiquen, originelle Antikläden und natürlich einige der bekanntesten Kunstgalerien. Von hier sind es nur wenige Minuten bis zum Rhein, der Gross- von Kleinbasel trennt. Man kann mit einem tannengrünen Trämli gemütlich über eine der Brücken ans andere Ufer schaukeln, oder, ganz traditionell, an Bord einer Fähri den Fluss überqueren: um dort Kleinbasels himmlische Ruhe zu genießen und den grandiosen Blick auf die alten Patrizierhäuser auf der anderen Seite des Rheins.
Schön wohnen
Der Teufelhof
Einige der 27 Zimmer und fünf Suiten sind als bewohnbare Kunstwerke gestaltet - von wechselnden Künstlern. Doch genauso wichtig wie die künstlerische Gestaltung des einzigartigen Lifestyle-Ensembles ist seine vielfältig inszenierte Lebensqualität. Im Restaurant "Weinstube", in der Café-Bar, im Gourmetlokal und im hauseigenen kleinen Theater. DZ ab ca. 145 Euro.
Grand Hotel Les Trois Rois
Aus einem historischen Gasthaus, unter dessen Dach schon vor 300 Jahren durchreisende Händler bewirtet wurden, entstand eines der außergewöhnlichsten Grandhotels Europas. Dank großzügiger Renovierungsarbeiten hat es niemals seinen Glanz verloren. Noch mehr erlesene Antiquitäten und wertvolle Kunstwerke, die in letzter Zeit dazukamen, unterstreichen den Charakter. Sehr attraktiv: die 250 Quadratmeter große Art-déco-Suite. Und: Schon Picasso und die Queen schwärmten von den hausgemachten Weihnachtstrüffeln. DZ ab 324 Euro.

Krafft
Illustre Gäste wie Hermann Hesse und Roy Lichtenstein haben zum guten Ruf dieser Hotel-Institution beigetragen. Zugegeben, einige der 52 Zimmer sind recht klein, dafür jedoch mit Vitra-Designmöbeln dekoriert. Und es gibt einen großzügig geschnittenen Raum, in dem sich die Gäste zu Frühstück, Lunch und Dinner treffen. DZ ab 185 Euro.
Au Violon
Das Gebäude ist 1000 Jahre alt und hat vieles erlebt. Dokumentiert ist seine Geschichte als Kirche, Kloster und Gefängnis. Seit über zehn Jahren ist es ein Hotel mit 20 einfachen, stilvoll eingerichteten Zimmern und einer guten Brasserie. DZ ab ca. 130 Euro.
Chic essen
Bel Étage
Man genießt einen Abend zu zweit in perfekt inszenierter Wohnzimmeratmosphäre. An langen, blütenweiß gedeckten Tafeln werden exotische Speisefolgen mit kulinarischen Kicks wie John Dory in Kokos-Curry mit Mango-Ravioli serviert.
Bonvivant
Andreas Schürmann hat - wie ein gutes Dutzend hochdekorierter Küchenpäpste vor ihm - downgesized. Statt sich dem von Hauben und Sternen ausgelösten kulinarischen Dauerdruck zu unterwerfen, macht er sich und seinen Stammgästen das Leben mit einem unkomplizierten Küchenkonzept schön. Und das lautet: montags, mittwochs, donnerstags und samstags Fleisch, dienstags und freitags Fisch, mittwochs auch Vegetarisches.
Eoipso
Tagsüber präsentiert sich die loftige Stahlkonstruktion der ehemaligen Gasfabrik als lässiges Café-Bistro. Wenn abends die weiß gedeckten Tische im Kerzenlicht strahlen, fusioniert eine feine, fantasievolle, marktfrische Küche mit dem stilvollen Rahmen. Unser Tipp: Küchenchef Richy Mayers kreatives Fünfgängemenü.
Very trendy
Stucki
Nach der Übernahme durch Küchenguru Tanja Grandits erlebt einer der ältesten gastronomischen Eckpfeiler der Stadt einen inneren und äußeren Wandel. Deutlich zeitgemäßer in der Deko, machte auch die seinerzeit eher klassisch orientierte Küche einen Rutsch in Richtung fernöstlicher Fusionen. Immer mit einem wachen Auge auf alles, was Basels Multikulti-Hinterland an frischen Produkten zu bieten hat.
Les Gareçons
Die modern gestylte Brasserie des Badischen Bahnhofs gefällt nicht nur Zugtouristen auf Durchreise. Die Speisekarte liest sich wie eine internationale Grand Tour: von Coq au vin über Tafelspitz bis Minestrone mit Zitronengras.
Osteria Aqua
Das ehemalige Wasserwerk ist heute ein kulinarisches Gesamtkunstwerk. Von der Bar aus beobachtet man, wie in der offenen Küche solide toskanische Gerichte zubereitet werden. Mittags als kleinere Auswahl zu erschwinglichen Preisen, abends etwas teurer und entsprechend anspruchsvoller. In der Lounge trifft man sich auf einen Drink oder zu gelegentlicher DJ-Musik.
Kunsttreffs
Bodega zum Strauss
Während der Art Basel hier einen Tisch zu ergattern ist ein echter Glücksfall. Aber auch sonst ist rechtzeitige Reservierung dringend notwendig. In ihrer Begeisterung für die exzellente, italienisch pointierte Küche speisen Banker, Bonvivants und Kunstsammler Seite an Seite. Mehr unter sich bleibt man an den Tischen im ersten Stock.
Chez Donati
An den Wänden hängt zeitgenössische Kunst, auf den Tellern - unter edlen Murano-Leuchtern - liegen mediterrane Klassiker wie Ossobuco, Vitello Tonnato und Tagliatelle mit Butter und Salbei. Alles - auch der Service - hat Topniveau. Nicht verpassen: das beste Tiramisu in Town!
Cargo Bar
Kultbar am Rheinufer und Szenetreff der alternativen Kunstszene. Ein gemeinsames Glas vor dem großen Deal, ein Absacker nach anstrengenden Messetagen, ein entspannender Drink als Verlängerung einer anspruchsvollen Vernissage. Das alles in lockerer Umgebung, unter Freunden und Kollegen.
Kunst & Kulinarik

Puppenhausmuseum
Nach der Betrachtung alter Puppenhäuser freut man sich auf einen Stopp im Bistro-Bar-Café des nostalgischen Kulturtempels. In modernem Ambiente legt man Wert auf leichte saisonale Gerichte wie bunte Salate und fantasievolle Sandwiches.
Museum der Kulturen
Die Krönung eines Sonntagmorgens im Völkerkundemuseum ist ein duftender Sonntagsbraten im "Rollerhof". Die Gastgeber des Museumslokals, Astrid und Dominic Lambelet, locken mit Köstlichkeiten wie geschmorter Kalbsschulter auf Steinpilzsauce mit Ofengemüse.
Kunsthalle
Seit ihrer Eröffnung 1872 wird hier zeitgenössische Kunst gezeigt. Inzwischen teilt sie sich die Location mit dem Schweizerischen Architekturmuseum (SAM) und einem Café-Restaurant, das bei den Einheimischen und internationalen Mitgliedern der Kunstszene gleichermaßen beliebt ist.
Schaulager
Kein Museum, sondern eine Art Showroom für nicht ausgestellte Werke der Emanuel Hoffmann-Stiftung. Dieser Teil ist nur für Forschung und Lehre geöffnet. Parterre und Untergeschoss des von Herzog & de Meuron entworfenen Gebäudes werden für Sonderausstellungen genutzt (während denen man auch Bookshop und Designcafé besuchen kann).
Auf einen Drink
Das Schiff
Auf der ehemaligen Fähre herrscht coole Retrochic-Atmosphäre. Mit Bar und Restaurant an Deck, Nachtclub und Spitzensound im Bauch des Schiffes.Es gibt regelmäßig Livekonzerte.
Bar Rouge
Im obersten Stockwerk des Messeturms dominiert die Farbe Rot. Ein perfekter Platz für Drinks, Musik und Smalltalk und einen einmalig schönen Blick auf das beleuchtete Basel.
Kulturfloss
Auf dem Floß, das vor der Mittleren Brücke ankert, trifft man sich im Sommer zu Drinks, Dancing und Musik-events.
Shopping-Lust
Set & Sekt
Im coolen Design ihres Concept-Stores lässt Corinne Grüter Top-Labels von der Decke baumeln wie Haltbar oder Tiger of Sweden. Ihre Kunden verwöhnt sie mit Kaffee, Wein und guter Musik.
Xocolatl
Schoko-Expertin Maren Gnädinger erfüllt alle süßen Wünsche. Wer unter 500 Schokoladensorten nicht fündig wird, hat noch rund 50 Trinkschokoladen zur Auswahl. Oder ein Schoko-Tasting, um auf den Geschmack zu kommen.
Sweet Basel
Die lustig-bunten Bonbons und originell gemusterten Zuckerstangen sind nichts für disziplinierte Kalorienzähler.
Kunst gucken
Tinguely Museum
Es ist dem berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet. Die Ausstellung "Roboterträume" widmet sich mit rund 50 ausgefallenen Exponaten dem Verhältnis Mensch und Maschine. 9. Juni bis 12. September.
Kunstmuseum
Unter den Künstlern des 20. Jahrhunderts: Braque, Picasso, Léger. Unter den alten Meistern: Matthias Grünewald und die Holbein-Familie. Im Entree: "Die Bürger von Calais" von Auguste Rodin.
Museum für Gegenwartskunst
Das große, lichtdurchflutete Ensemble am Rheinufer bietet einen tollen Rahmen für Künstler wie Beuys, Andy Warhol, Penck oder Carl Andre.
Cartoonmuseum
Das Basler Architektenduo Herzog & de Meuron gestaltete den Umbau des spätgotischen Gebäudes. Es beherbergt Wechselausstellungen von Cartoons und Originalkarikaturen aus dem 20. Jh.
Fondation Beyeler
Für die klassische Moderne ist Ernst Beyelers Privatsammlung die absolute Top-Adresse. Er zeigt nur das Beste vom Besten. Von Picasso, Monet und Giacometti bis Bacon. Das Gebäude schuf Stararchitekt Renzo Piano.
Galerie Stampa
Als einer der kreativen Köpfe der Baseler Galeristenszene vertritt Diego Stampa die internationale Künstleravantgarde. In seiner Buchhandlung verkauft er erstklassige Kunstbücher und Fotobände.

Kultur-Events
Art Basel
Die wichtigste internationale Kunstmesse findet vom 18. bis 21. Juni 2015 statt.
Off Beat Jazz
Einmal im Jahr rückt Basel ins Rampenlicht der internationalen Jazzgemeinde. An verschiedenen Austragungsorten gibt es anspruchsvolle Livekonzerte.